Landrat Manuel Westphal: Offener Dialog mit den Bürgern
Am 16. März erfolgte die Vorstellung des vorläufigen Masterplans für den geplanten Center Parcs-Park auf dem ehemaligen MUNA-Gelände in Langlau am Kleinen Brombachsee. Die von Center Parcs beauftragten Gutachter stellten ihre vorläufigen Untersuchungsergebnisse bezüglich Tourismus, Verkehr, Altlasten und Naturschutz vor dem Zweckverband Brombachsee, dem Kreistag des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen sowie dem Gemeinderat der Gemeinde Pfofeld vor. Landrat Manuel Westphal begrüßt das transparente Vorgehen des Investors und äußerst sich zum Ansiedlungsvorhaben.
Herr Landrat Westphal, was ist Ihr erster Eindruck nach der Vorstellung der bisherigen Untersuchungsergebnisse sowie des Masterplans?
Jetzt liegen erste Antworten zu wichtigen Themen des Ansiedlungsvorhabens auf dem Tisch. So können sich sowohl die Mandatsträger als auch die Bürgerinnen und Bürger ein besseres Bild über das Vorhaben machen. Nachdem nun auch schon vorläufige Gutachten vorliegen, können wir als Fachbehörde auch die Situation bezüglich Altlasten und Naturschutz besser einschätzen und sehen, dass kein akuter Handlungsbedarf besteht.
Auf Grundlage dieser Untersuchungsergebnisse wurde von Center Parcs ein Masterplan entwickelt, das Vorhaben kann man sich nun vorstellen. Aus dem Masterplan und den Gutachten ergibt sich meines Erachtens glaubwürdig, dass Center Parcs Nachhaltigkeit und Ökologie sehr wichtig sind. Dort, wo Sicherungsbereiche ausgewiesen sind, darf keine Überbauung stattfinden. Naturschutz und Artenschutz haben Vorrang. Das wurde so von Anfang an angekündigt, das wird auch eingehalten.
Wie bewerten Sie die vorliegenden aktuellen Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen hinsichtlich der Altlastensituation bzw. Munitionsbelastung?
Für das Wasserwirtschaftsamt geben die aktuellen Ergebnisse der Untersuchungen hinsichtlich der Altlastensituation bzw. Munitionsbelastung keine Hinweise auf eine flächenhafte oder gravierende Grundwasserbelastung, was sicherlich als positiv zu werten ist. Auch wenn lokal begrenzte bzw. weniger gravierendere Grundwasserbelastungen vorgefunden wurden, die noch näher zu erkunden sind. Dies entspricht auch der bisherigen Einschätzung des Wasserwirtschaftsamtes aufgrund der vorangegangenen Untersuchungen.
Andererseits aber ist fast auf dem gesamten Gelände eine Belastung in Form von Munitionsresten und nicht detonierter Munition vorhanden. Die Gutachter haben klar zu verstehen gegeben, dass das Betreten der Muna sehr gefährlich ist. Bis zu 3000 scharfe Granaten befinden sich auf dem Gelände. Wenn nicht umfassend entmunitioniert wird, kann es auch künftig nicht betreten werden. Es ist also zu Recht eingezäunt.
Für mich ist klar, das Gelände muss vor einer anderweitigen Nutzung als bisher auf jeden Fall geräumt werden. Allerdings können selbst bei einem Erwerb des ehemaligen Muna-Geländes durch die öffentliche Hand weder der Landkreis noch der Zweckverband so viel Geld in die Hand nehmen, um die aufgezeigten Altlasten- bzw. Munitionsbelastungen sowie die vorhandenen Gebäudeschadstoffe zu beseitigen.
Mit Center Parcs ist gerade auch die Chance verbunden, das Gelände von diesen Altlasten und Munitionsbelastungen sowie Gebäudeschadstoffen zu befreien.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus den vorläufigen Ergebnissen der naturschutzfachlichen Untersuchungen?
Natur- und Artenschutz spielen bei diesem Projekt natürlich eine herausragende Rolle. Es stellt sich klar heraus, dass die Wertigkeit des Geländes und des Waldbestandes sehr differenziert zu betrachten sind. Die Gutachter stellen jetzt nach langer und intensiver Untersuchung fest, wo es hochwertige Vegetation und Waldbestände gibt, und wo nicht. Wo es streng geschützte Tierarten gibt, und wo nicht. Für die Planungen von Center Parcs bedeutet das: Was besonders schützenswert ist, wird geschützt und nicht bebaut. Auf der Basis der vorgelegten Fakten können jetzt auch die Diskussionen in der Öffentlichkeit dazu sachlicher geführt werden. Das ist auch mein Appell an alle, die sich hier beteiligen: Sachlichkeit statt Diffamierungen!
Was sind für Sie noch offene Punkte, die zur Realisierung des Parkes geklärt werden müssen?
Ein Masterplan ist ein erster größerer Planungsschritt, aber noch lange nicht der endgültige. Center Parcs steht nach wir vor erst ziemlich am Anfang der Planung. Auch für die Beteiligung der Öffentlichkeit wird es noch viel Raum geben, zum Beispiel in dem noch kommenden Raumordnungsverfahren. Ich begrüße es außerordentlich, dass sich Center Parcs die Klimaneutralität des Parks zum Ziel setzt. Das ist ein großer „Baustein“ der Zukunft, der ehrgeizig und richtig ist, davon wird die Region insgesamt profitieren. Sehr wichtig sind auch Fragen der Verkehrsführung, der Energie- und Wassergewinnung aber auch der Abwasserentsorgung. Hier liegen erste Konzepte vor, aber über all diese Themen wird noch intensiv zu sprechen sein. Bei sämtlichen Planungen und Konzepten muss die Raumverträglichkeit des Ansiedlungsvorhabens sichergestellt werden. Von der Planung bis zur Realisierung ist noch ein anstrengender Weg.
Sehen Sie beim Thema „Verkehrsanbindung“ einen Handlungsbedarf?
Das ist ein sehr zentrales Thema. Dabei geht es nicht nur um die direkte Einfahrt zum Center Parcs und um die Verkehrssituation in Thannhausen. Hier brauchen wir eine für die Betroffenen vor Ort gute Lösung. Es geht natürlich auch um das grundsätzliche Thema, wie kommen die Gäste ins Fränkische Seenland? Wir wollen nicht nur einen CO2-freien Park, sondern auch eine möglichst CO2-freie Anreise der Urlauber.
Also müssen wir noch viel mehr nachdenken über unsere Bahnverbindungen, über die Anbindung an den ÖPNV, über unsere Bahnhöfe, über verbrennungsfreie bzw. CO2-freie Transportmöglichkeiten wie z.B. Elektro-oder Wasserstoffbusse, die die Gäste am Bahnhof abholen. Weniger in den Urlaub fliegen, mehr möglichst klimaneutral in Naherholungsgebieten Urlaub verbringen – das ist heute schon ein absehbarer Zukunftstrend, dem wir uns stellen bzw. den wir in jedem Fall mitdenken müssen. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, wie wir die Erreichbarkeit von Freizeitangeboten im Seenland weiterentwickeln können, so dass Urlaubsgäste das Auto stehen lassen können, um zu Ausflugszielen zu gelangen.
Wie bewerten Sie den Plan der Gemeinde Pfofeld, einen Bürgerentscheid über den Start des Raumordnungsverfahrens herbeizuführen?
Es ist aus meiner Sicht sehr zu begrüßen, wenn die Bürgerinnen und Bürger aus Pfofeld in einem Bürgerentscheid demokratisch darüber abstimmen können, ob ein Center Parcs errichtet werden soll. Die Menschen in Pfofeld sind diejenigen, die am unmittelbarsten betroffen sein werden. Voraussetzung für eine gute Entscheidung ist, dass alle Informationen vorliegen, um das Projekt, das natürlich auch Auswirkungen auf die gesamte Region hat, richtig bewerten zu können. Es gilt, Chancen und Risiken gut und sachlich abzuwägen. Wichtig ist natürlich auch, dass das Ergebnis eines solchen Entscheids dann auch allgemein akzeptiert wird.
Als Zweckverbandsvorsitzender sind Sie ja Vorsitzender eines Entscheidungsgremiums – was ist Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig?
Der Zweckverband Brombachsee gehört zu den Gremien, die mitentscheiden müssen, nämlich bei der Änderung des Flächennutzungsplans. Im Zweckverband sind die von dem Vorhaben maßgeblich betroffenen Kommunen, die Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen sowie auch der Bezirk Mittelfranken vertreten. Von großer Bedeutung ist auch hier eine offene und transparente Information. Auch der Verbandsversammlung des Zweckverbandes wurden der Masterplan sowie die dafür maßgeblichen Umwelt-, Energie- und Verkehrsstudien vorgestellt. Auf der Basis belastbarer sowie nachvollziehbarer Fakten, Planungen und Konzepte gilt es auch auf dieser Ebene verantwortungsvolle Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen sowie raumverträglichen Entwicklung und Nutzung des ehemaligen Muna-Geländes zu treffen.
Wie sehen Sie den weiteren Ablauf des Ansiedlungsprozesses?
Wir treten jetzt nach der Vorstellung des Masterplans vor den Gremien des Zweckverbandes, des Kreistages und des Gemeinderats in eine Phase der intensiven Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern im gesamten Fränkischen Seenland über den Masterplan und die vorliegenden Gutachten ein. Die Verantwortlichen von Center Parcs, so haben sie es angekündigt, wollen jetzt, trotz aller Covid 19-bedingten Einschränkungen, alle Möglichkeiten nutzen, um in einen Austausch mit der Öffentlichkeit zu treten, offen und transparent, pro und contra auf der Basis von konkreten Fakten. Ich begrüße das und kann nur allen empfehlen, sich mit den Planungen intensiv zu befassen und sich einzubringen. Ich werde meinen Beitrag zu einem sachlichen Diskurs leisten. Von Anfang an war ich der Meinung, Center Parcs ist eine große Chance für unsere Region, die es zu prüfen gilt! Nach der Vorstellung des Masterplans und der ersten Gutachten sage ich das mit noch größerer Überzeugung.
Angenommen Centerpark hält sich an alle sehr guten Vereinbarungen wird aber vorzeitig insolvent!
Muss sich der Nachfolger (nachfolgender Konzern) an die Vereinbarungen halten?