Gedanken des Präsidenten des Europäischen Wirtschaftssenats
Die Zahlen könnten einen schwindelig machen! Deutschland, die USA und Europa verschulden sich wie noch nie in Friedenszeiten um die Folgen der Corona – Pandemie in den Griff zu bekommen.
Was passiert mit dem ganzen Geld und ist – wie viele meinen – eine gigantische Inflation die unvermeidliche Konsequenz dieser Finanzpolitik? Um die Antwort zumindest für Deutschland und Europa vorweg zu nehmen: Ja es wird negative Konsequenzen dieser Politik geben, aber eben keine Inflation! Warum? Weil in Deutschland die Verschuldungsquote trotz der hohen Zahlen, nicht über ca. 75 Prozent des Bruttosozialprodukts steigen wird, eine Quote, die von den meisten Ländern sogar zu Normalzeiten und oftmals sogar weit überschritten wird.
Die „Bedienung” dieser Schulden durch das zu erwartende volkswirtschaftliche Wachstum ist auch ohne Kraftakt und vor allem ohne Sondersteuern möglich. Außerdem haben die heutigen Schulden einen entscheidenden Unterschied zu früher: sie kosten dem deutschen Staat keine Zinsen, sondern spülen als negative Zinsen sogar Geld in die Kassen. Das wird übrigens noch eine ganze Weile so bleiben, weil weltweit die “Ware” Geld in schier unbegrenzten Mengen zur Verfügung steht und damit der Preis für diese „Ware“, also der Zins nicht steigen wird.
Warum also keine Inflation? Weil im Unterschied zu früheren Inflationen heute die gängigen Waren- und Dienstleistungen nicht knapp, sondern ganz im Gegenteil im Überfluss zur Verfügung stehen. Jede Fabrik, jeder auch mittelständische Hersteller und Anbieter rationalisiert und verbessert je nach Branche und technologischer Situation sein Angebot jedes Jahr um eine Dimension von 1 bis ca. 10 Prozent! Wo soll da die Inflation für den für die Inflationsrate maßgeblichen Warenkorb der offiziellen Statistik herkommen? Sogar die Landwirte klagen nicht über Knappheitsprobleme, sondern über mangelnde Absatzchancen ihrer im Überfluss produzierten Produkte wie Butter, Milch, Eier, Fleisch ja sogar Wein und Spargel.
Die Auswirkungen der steigenden Geldmengen sind also nicht in der uns bekannten Inflation zu erwarten, sondern in der Preissteigerung in ganz bestimmten Bereichen, nämlich in den Bereichen, in denen das Geld noch Wertsteigerungen erbringt: das gilt insbesondere für den Immobiliensektor, aber auch für den Finanzanlagenmarkt und Unternehmensbeteiligungen bis hin zu einzelnen Kryptowährungen und Edelmetallen. Inwiefern dies alles eine gesunde Entwicklung einer Volkswirtschaft ist, kann bezweifelt werden. So muss insbesondere eine (negative) Einkommensverteilung von „Arbeitsbesitzern“ hin zu „Vermögensbesitzern“ befürchtet werden. Das bedeutet, wir dürfen nicht – sozusagen aus alter Gewohnheit – auf den altbekannten Feind Inflation starren, während der neue Feind als Folge der expansiven Geldpolitik ganz woanders steht! Unabhängig von der aktuellen Inflationsthematik gilt: die heutige expansive Geldpolitik der Zentralbanken der ganzen Welt darf nicht zum Normalfall verkommen, sie muss die Ausnahme für den Notfall bleiben auch wenn die klassische Inflation ihr Medusenhaupt nicht erheben wird.
DR. INGO FRIEDRICH
Es ist sehr lobenswert, daß eine gewichtige politische Stimme den Versuch macht, die ökonomischen Folgen der weltweiten Geldflutung dem pandemie-geschockten Publikum zu erklären. Auch wenn demnach die Meduse “ Inflation “ als gegenwärtig nicht relevant erscheint, ist sie in realer Rechnung für die normalen Sparbürger sehr bedeutsam und zwar in einer schleichenden Form der Geldentwertung. M.E. ist es ein schwerer Fehler der EZB, daß sie den Positivzins als Orientierung abgeschafft hat.
Ökonomisch bedeutsam wird es aber auch sein, ob die selbständigen Unternehmer und mittelständischen Unternehmen die Zeit der politischen Mobilitätsverbote überstehen können.
Das bisher noch gültige ordnungspolitische System der sozialen Marktwirtschaft wird sich immer deutlicher in eine staatlich gesteuerte Umverteilungswirtschaft verwandeln: Pandamie und Klimaschutz ergänzen sich hervorragend.
Ich bin gespannt, welche politischen Weichenstellungen die Wähler 2021 haben wollen.
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Nach Corona wird es leider wieder so sein, wie nach allen Krisen und Kriegen auf der Welt und in der Geschichte: Die Reichen sind reicher, die Armen sind ärmer. Nichts Neues – im Westen wie im Osten, im Süden eir im Norden. Die Politiker haben sich an die – problemlose – Gängelung der Bevölkerung so gewöhnt, dass es ihnen wohl langsam gefällt. Lockdown bis Ostern, dann bis Pfingsten, dann wieder bis Weihnachten. Und wieder bis Ostern …. Was haarstäubend und beängstigend ist: die Beliebtheit der Regierung(en) und der Politiker steigt dabei bei uns noch an. Die Deutschen mögen es halt knallhart. Was uns nicht umbringt, macht uns härter (Nietzsche).
Korrektur eines Tippfehlers in der 3. Zeile: „wie im Norden“