FDP-Erklärung zum Projekt Center Parcs am Brombachsee
Bei dieser Diskussion sollte man sich von Fakten und nicht von Vorurteilen leiten lassen. Dies erfordert eine sachliche Herangehensweise ohne ideologische Scheuklappen. Diejenigen, die das Projekt aus emotionalen Gründen oder einer grundsätzlichen Antihaltung heraus bereits ablehnen, bevor alle wesentlichen Informationen auf dem Tisch liegen, verschließen von vornherein die Augen vor allen positiven Gesichtspunkten einer möglichen Ferienanlage, die auch eine zukunftsweisende touristische Weiterentwicklung unserer Region sein kann. Insofern stellen wir heute als FDP Kreisverband eher die positiven Aspekte hervor, verschließen uns aber nicht auch kritischen Argumenten und freuen uns auf eine konstruktive Debatte.
Die Besonderheit des ehemaligen Muna-Geländes in Langlau besteht in der Notwendigkeit der Kampfmittelräumung vor jeder anderen möglichen Nutzung. Der Landkreis selbst kann die Fläche – was unstreitig sein dürfte – weder wirtschaftlich sinnvoll erwerben noch kampfmittelfrei machen. Dies ist freilich zunächst eine Aufgabe des Bundes als Eigentümer, wird aber kalkulatorisch beim Kaufpreis des Areals dadurch berücksichtigt, dass entweder der Erwerber das volle Kostenrisiko trägt oder der Bund erst dann (teurer) verkaufen kann, wenn die Kampfmittelräumung abgeschlossen und vom Bund bezahlt ist. Das Kostenrisiko für uns alle als Steuerzahler ist bei einem feststehenden Mindestkaufpreis und voller Übernahme der Räumungskosten durch den Erwerber am geringsten.
Center Parcs bieten europaweit familienfreundliche Urlaubsmöglichkeiten in landschaftlich eingebetteter Form und sind für den hier gerade erwünschten „sanften Tourismus“ beispielhaft. Eine Ferienanlage mit 800 Holzhäusern in naturnaher Bauweise, die verstreut in einem großen Naturpark mit 150 ha Fläche entstehen sollen, erscheint als eine nachhaltige Nutzung. Auch propagieren die aus Holland stammenden Center Parcs das im Park auszuleihende Fahrrad als Verkehrsmittel am Urlaubsort, was sowohl der Umwelt als auch dem Seenland die meisten Vorteile brächte.
Wenn jährlich rund 1 Million zusätzlicher Übernachtungen in dem geplanten Center Parc stattfinden, profitiert die Gemeinde von der Übernachtungsabgabe auch dann, wenn der größte Teil der Gäste den Park aufgrund des umfangreichen eigenen Freizeitangebots kaum verlässt. Aus diesem Grund ist auch keine Überlastung der Strände und der sonstigen touristischen Einrichtungen im Seenland zu befürchten.
Im Gegenteil kann sogar eine Entlastung – insbesondere im Fall von Badeverboten am See – dadurch eintreten, dass die Center Parks auch für die Bevölkerung offen sind und Tageskarten als Erlebnisausflug anbieten. Dies wäre eine durchaus attraktive Erweiterung des touristischen Angebotes am Brombachsee ohne jegliche Zusatzkosten für den Zweckverband.
Weiterhin profitieren alle Gewerbetreibenden in der Region von den ca. 5 – 10 % der Gäste, sich erfahrungsgemäß auch außerhalb des Center Parcs bewegen.
Dies gilt besonders in den hier nach wie vor schwach gebuchten Wintermonaten.
Der größte positive Effekt geht zweifellos von der kostenlosen, europaweiten Werbung für unsere Region aus: Die wenigen auch nach außen orientierten Gäste einer durchaus hochpreisigen Ferienanlage werden feststellen, dass sie auch außerhalb des Parks attraktive Angebote zu guten Konditionen vorfinden. Das sind die potentiellen Kunden, die im Wiederholungsfall im Seenland einen individuellen Urlaub machen.
Soweit für das Projekt die vorhandene Infrastruktur (Wasser- und Abwasserversorgung, Zufahrtsstraßen etc.) ertüchtigt werden muss, wird dies ohnehin bei den nötigen Genehmigungen auf Kosten des Projektträgers zur Bedingung gemacht. So ist es der bisherige Erkenntnisstand beispielsweise aus den Erfahrungen im Allgäu, dass gerade keine negativen, sondern insgesamt positive Auswirkungen des Center Parcs zu erwarten sind.
Hier ist für uns entscheidend, dass nicht anderweitig für eine ähnlich intensive touristische Nutzung ein viel höherer Flächenverbrauch stattfindet. Hinzu kommt die ganzjährige Nutzung des Geländes, die ökonomisch wie ökologisch sinnvoll ist, zumal sich dadurch eine Flugreise im Winter möglicherweise für manche erübrigt.
Wir fragen als FDP deshalb nicht, mit welcher Begründung wir nach Möglichkeit gegen das Projekt sein können. Unsere Frage lautet vielmehr: Was ist für unsere Region am besten?
Für den FDP Kreisverband: Thomas Geilhardt und Sigrid Niesta-Weiser
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