Zwischen der Reichsstadt Nürnberg und dem Eichstätter Bistum
Die Kirche St. Peter im kleinen Wengen, das heute zur Marktgemeinde Nennslingen gehört, zählt gewiss nicht zu den herausragenden Baudenkmälern im südlichen Mittelfranken, aber das ist für Dr. Andrea Legde kein Grund, das Dorf und sein Gotteshaus, im kirchengeschichtlichen Schrifttum einfach links liegen zu lassen.
In der neuen Ausgabe der „Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte“ (88. Jahrgang 2019) widmet sie sich den mehrmals veränderten Besitzverhältnissen ebenso wie der Baugeschichte der Kirche St. Peter. Es wird angenommen, dass der Eichstätter Bischof um 1183 die Kirchen von Bechthal und Biburg eingeweiht hat – und wohl auch die in Wengen. Erste schriftliche Belege gibt es erst 1336, als die Kirche in den Besitz des Heiliggeistspitals in Nürnberg kam. Der Streit zwischen der Reichsstadt Nürnberg, die 1525 lutherisch geworden war, und dem Hochstift Eichstätt beherrscht die Geschichte , die reich an Facetten ist. Aus dem Jahr 1614 stammt die Meldung, wonach man den katholischen Pfarrer kurzerhand auf ein Pferd band und nach Nürnberg ins Verlies brachte. Im Umkehrschluss ließ der Eichstätter Bischof den neuen lutherischen Vikar auf die Willibaldsburg heranschaffen. Immerhin: für einige Jahre wurde Wengen sogar selbständige evangelische Pfarrei.
Mit Akribie widmet sich die Autorin dem Baudenkmal St. Peter und seiner architektonischen Geschichte und den vielseitigen Bemühungen, das Gotteshaus zu erhalten.
Nach der Reformation erhielt das Hochstift Eichstätt die Reichspflege über Wengen und somit auch das Besetzungsrecht für die Pfarrei. Es wird berichtet, dass der Bischof 1629 sogar einmal nach Wengen kam, und zwar mit 20 Reiterin im Gefolge. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wendete sich aber das Blatt erneut: Wengen kam zum protestantischen Nürnberg, Bechthal blieb katholisch.
Weil ein Bauer während des Gottesdienstes die Borsten seines geschlachteten Schweins sengte kam es zu einem riesigen Brand, der 27 Gebäude der Ortschaft vernichtete. Das war 1816. Auch die Kirche fiel den Flammen zum Opfer.
Eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung zu Wengen ist das „Zins- und Gültbuch des Gotteshauses St. Peter zu Wengen“, das für den Zeitraum von 1529 bis 1626 alle Vorgänge akribisch aufzeichnet.
Die weiteren Themen
Auf die Verbindungen von Wilhelm Löhe zur Nürnberger Patrizierfamilie von Tucher geht Hans Rößler ein. Johannes Wallmann widmet sich einmal mehr dem Verhältnis von Martin Luther zu den Juden im Spiegel der Literatur. Thomas Kuhn geht auf das soziale Handeln des Christentums im 18. Jahrhundert ein und Thomas Greif schildert die Neuorganisation der diakonischen Arbeit in Bayern nach 1945. Die geistliche Karriere von Joseph Petzl stellt Thomas Freller vor und Reinhard H. Seitz berichtet über Pfarrer Lorenz Drechsler aus Dresden, der auch Hofprediger in Neuburg an der Donau war. Von Alois Schmid ist über den unbekannten „Pädagogen und Mediziner des Humanismus in Oberdeutschland“, Johannes Erber, zu erfahren. Den Nürnberger Augustinereremiten und evangelischen Prediger Wolfgang Volprecht stellt Hans Schneider vor, während sich Norbert Schmeiser den bayerischen Dominikanerinnen des 14. Jahrhunderts zuwendet.
Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte, 88. Jahrgang 2019; 326 Seiten; herausgegeben vom Verein für Bayerische Kirchengeschichte; 30 Euro; ISSN 0342/4316.
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