Pflegeheime im Fokus

Verkehrt Corona-Infektionen im Kreis


In den vergangenen Tagen sind leider vermehrt Corona-Infektionen in Pflegeeinrichtungen aufgetreten. Besonders betroffen ist das AWO-Pflegeheim in Heidenheim. Dort sind bisher 57 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet worden.
Wie sich das Infektionsgeschehen nach den Weihnachts- und Neujahrsfeiertagen konkret im Landkreis auswirken wird, ist derzeit noch nicht gänzlich einzuschätzen. Der bisherige Trend zeigt, dass sich die Infektionslage wie vor Weihnachten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen fortsetzt. Eine genaue Einschätzung ist allerdings erst in etwa einer Woche möglich.
Leider hat sich über die Feiertage ein enormes Ausbruchsgeschehen im AWO-Pflegeheim in Heidenheim gezeigt. Insgesamt sind dort 73 Bewohner sowie Pflegekräfte positiv auf Covid-19 getestet worden. Leider sind beziehungsweise waren auch weitere Einrichtungen in Absberg, Treuchtlingen und Langenaltheim von Corona-Infektionen betroffen.
Die Heime sind während der Corona-Pandemie besonders zu schützen, weshalb das Landratsamt über das Gesundheitsamt und die Heimaufsicht in engem Kontakt mit den Einrichtungen steht und unterstützend einwirkt.
Gerade auch seitdem in der Infektionsschutzverordnung die zweimal wöchentliche Testung des Personals vorgeschrieben ist, unterstützt das Landratsamt die Einrichtungen bei der Umsetzung dieser wichtigen Testungen. Wenn eine Einrichtung diese Testung nicht aus eigenen Kräften leisten kann, hilft das Landratsamt gemeinsam mit dem Koordinierungsarzt Dr. Peter Löw sowie dem Pflegeleiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz Johannes Wetzel weiter. So wurde Personal für die Testungen geschult oder der Kontakt zu Arztpraxen hergestellt, die bei der Testung unterstützen können. Dies ist auch im Fall der betroffenen Heime so geschehen. Außerdem kann zur Unterstützung des Personals auf Kräfte aus dem Bayerischen Pflegepool sowie der Bundeswehr zurückgegriffen werden. Auch hier hilft das Landratsamt bei der Koordination.
Aufgrund der besonderen Schutzwürdigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner in den Heimen werden diese derzeit auch vorrangig geimpft. Wenn das mobile Impfteam für Impfungen in Pflegeeinrichtungen angemeldet ist, sind vorab einige Vorbereitungen durch die Einrichtungen zu treffen, wie beispielsweise das Einholen der notwendigen Einwilligungen. Das Landratsamt beziehungsweise der Betreiber des Impfzentrums steht auch hierzu in engen Kontakt mit den Einrichtungen.
Noch bevor klar war, dass es in Heidenheim zu einem Ausbruch gekommen ist, war das mobile Impfteam des Impfzentrums vor Ort zum Impfen. Die Impfungen wurden ordnungsgemäß und wie vorab geplant, bei einigen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie bei Teilen des Personals durchgeführt. Ein Zusammenhang zwischen den Impfungen und dem Ausbruchsgeschehen ist nicht ersichtlich. Laut RKI bildet sich eine Wirkung der ersten Impfdosis erst innerhalb von 7-14 Tagen aus.

Durch die hohe Anzahl an Infektionen im Heim Heidenheim wird der Landkreis möglicherweise in den nächsten Tagen die 200er-Marke bei der 7-Tage-Inzidenz überschreiten. Ab dem 11.01.2021 sind dann gegebenenfalls weitere Einschränkungen für die Bevölkerung zu beachten. Das Landratsamt wird darüber entsprechend informieren.
Leider gab es bei der Übermittlung der Infektionszahlen vom 06.01.2021 an das RKI Verzögerungen. Die heute, 07.01.2021, um 14.00 Uhr aktualisierten Zahlen beim LGL sind die korrekten Neuinfektionen des gestrigen Tages.
Am 06.01.2021 meldete das Gesundheitsamt 55 Neuinfektionen im Landkreis. Somit verzeichnet der Landkreis 2046 Infektionen mit Covid-19 seit Beginn der Pandemie. 45 Personen sind in Verbindung mit Corona verstorben. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 165,73.

Gregor Erhart gewidmet

Neuerscheinung zur Eichstätter Kunstgeschichte

Wie Prof. Erich Naab, der Vorsitzende des Eichstätter Diözesangeschichtsvereins, mitteilt, erscheint in diesem Jahr die Habilitationsschrift von Manuel Teget-Welz beim Michael Imhof-Verlag .
Sie ist dem Augsburger Bildhauer Gregor Erhart gewidmet.

Die reich bebilderte Künstlermonografie gilt dem Leben und Werk Gregor Erharts, der 1494 von Ulm nach Augsburg übersiedelte und dort zu einem der führenden Bildhauer der Dürerzeit avancierte. Zusammen mit seinem Schwager Adolf Daucher fertigte Erhart bis 1498 den Frühmessaltar für St. Ulrich und Afra sowie im Anschluss unter weiterer Beteiligung Hans Holbeins d. Ä. den Hochaltar für das Zisterzienserkloster Kaisheim. In den 1510er Jahren schuf Erhart mit dem Eichstätter Willibalddenkmal und der Pariser Maria Magdalena Schlüsselwerke der süddeutschen Renaissanceskulptur. Zu seinen prominenten Kunden zählten Kaiser Maximilian I. und der Augsburger Handelsherr Melchior Stuntz. Die Arbeiten Erharts wurden bis nach Tirol exportiert. Die Studie behandelt zudem weitere Bildhauer aus dem Kreis um Erhart, darunter Hans Daucher, Loy Hering und Sebastian Loscher. (384 Seiten, ca 300 Abbildungen, 89 Euro).


Die Polizei von damals

Alt-Gunzenhausen: „Von Bettelvögten und Polizeidienern“ (1699-1920)

Bis 1958 kannten die Gunzenhäuser ihre Stadtpolizei. Sie hatten sie irgendwie lieb gewonnen. Die beiden (später drei) „Polizeidiener“ waren im Städtchen bekannt und viele hatten zu ihnen ein persönliches Verhältnis. Es war halt die „gute alte Zeit“, wie man landläufig so sagt. Sie waren privilegiert. Ihr äußeres Zeichen war die blaue Uniform der kommunalen Polizei im Gegensatz zu der grünen Dienstkleidung der staatlichen Beamten.

Letzter Chef der Stadtpolizei, die sich im Äußeren wie den Aufgaben nach von der Landpolizei unterschied, war Hans Richter (1938-1958). Er ist vielen alten Gunzenhäuser noch bestens bekannt als Ordnungshüter mit aufrechtem Gang und ebensolchem Charakter. Bei der HSG Gunzenhausen war er bis in das hohe Alter aktiv.

Hans Richter war der letzte Chef der Stadtpolizei von Gunzenhausen. Archivfoto: Falk

Im aktuellen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ widmen sich Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Werner Neumann dem kommunalen Polizeiwesen und verdeutlichen die Unterschiede zwischen den staatlichen und der kommunalen Ordnungskräften. Die staatliche Gendarmerie in Bayern (Landpolizei) geht auf das Jahr 1812 zurück. Sie war nach königlicher Anordnung militärisch organisiert. Von 1927 bis 2003 war sie im repräsentativen Haus von Karl Barthel in der Seckendorff-Straße 3 untergebracht bevor der Umzug in das alte Amtsgerichtsgebäude in der Rot-Kreuz-Straße 10 erfolgte.

Schon sehr viel früher als die staatliche Polizei  geht die Gründung der Stadtpolizei zurück. Der erste „Bettelvogt“ (so die Bezeichnung) trat 1698 seinen Dienst an, wobei seine Arbeit hauptsächlich darin bestand, die „verarmten Bevölkerungsschichten“ zu überwachen, die von auswärts in die Stadt kamen. Deshalb auch sein Name „Bettelvogt“ oder „Bettelrichter“.  Die Stadtoberen nannten ihn und seine Nachfolger „Aufseher auf liderliche Vaganten“ oder „Gassen Wechter“ oder „Aufseher der Bettler allhier“. Er hatte sich auch um die Pflege- und Beerdigungskosten für jene Leute zu sorgen, die „entweder krank im Spital liegen oder hier versterben“. Johann Leonhard Carl hieß übrigens der erste. Er und auch seine Nachfolger  wurden vom Gunzenhäuser Stadtmagistrat nicht gerade finanziell toll ausstaffiert, weshalb sie auch noch Nebenjobs annehmen mussten (z.B. Schweinehirt).

1958 wurden die Stadtpolizisten von der Landpolizei übernommen. Obere Reihe von links: Hans Philipp, Karl Fugger, Heinrich Zimmermann, Ludwig Glässer, Adolf Kronet, Hermann Martin; unten: Ferdinand Weiß, Hans Richter, Hugo Ott und Ludwig Fuchs.

Nach der Ära der Markgrafen von Ansbach herrschten kurzzeitig preußische Verwaltungsmuster und 1808 kam im Königreich Bayern die Municipalverfassung, nach der Gemeindereform von 1818  einen Bürgermeister und vier Municipalräte und ab 1919 noch 20 Stadträte dazu. Nach der „Dienst-Instruktion“  bestand die Schutzmannschaft  aus vier Schutzleuten, die für öffentliche Ruhe und Ordnung zu sorgen hatten. Zunächst waren zwei „Polizeidiener“ (oder: „Polizeisoldaten“) tätig, die sich ab 1910 „Schutzmann“ nennen durften.  Ihre Vorgesetzten in der Stadtverwaltung waren die „Polizeiofficianten“ (sie amtierten in der Rathausstraße 12, heute: Stadtmuseum).

Zu den Aufgaben der Schutzleute gehörte es u.a., auf dem Wochenmarkt auf die „gehörige Güte der Vitualien“ zu achten oder darauf zu schauen, dass von den Grundbesitzern die Obstbäume, Sträucher und Hecken jährlich von Raupen und Raupennestern gereinigt wurden. Natürlich waren sie auch Sittenpolizei. Wie ein Vorfall von 1913 zeigt, war der Magistrat eher nachsichtig, denn er verzichtete beispielsweise darauf, die „gewerbsmäßige Unzucht“ der ledigen Kellnerin Margareta Baumgärtner strenger  zu ahnden.

Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hat wahre Sissyphusarbeit geleistet und listet die Polizeidiener von 1807 bis 1919 auf. Er ist in den Annalen auf ein Delikt  von frühem Antisemitismus gestoßen, wonach der Polizeidiener Schopf den Schnittwarenhändler Levi Bachmann als einen „elenden, mißrablen Juden“ verunglimpfte.  Dafür gab es eine zwölfstündige Arreststrafe für die Ordnungsmann.  Wenig später schlug er einen Dienstknecht blutig und musste für 24 Stunden in die Zelle.  Seine spätere Bewerbung als Landgerichtsdiener hatte wohl auch deshalb keinen Erfolg, obgleich ihn der Stadtmagistrat als „schön und groß gewachsen“ sowie „im Rechnen und Schreiben vorzüglich bewandert“ webloben wollte.  Toll  trieb es  auch der Polizeidiener Reißinger 1856, der zuvor „Zuchtdiener“ im Kaisheimer Gefängnis war und sich in Gunzenhausen wegen Amtsuntreue durch Unterschlagung schuldig machte. Er büßte seinen Job ein und fristete danach sein Dasein als Landpostbote. Der gebürtige Aufkirchener hatte die amtliche Polizeiinstruktion ignoriert, wonach den Polizeisoldaten auferlegt war, „ein nüchternes Benehmen zu pflegen, sich jeglichen Disputs zu enthalten und mit Klugheit, Ruhe und Besonnenheit vorzugehen“.

Im 20. Jahrhundert (1919) wurde die Gendarmerie aus der Armee herausgelöst und selbständige Einheit. Die Verstaatlichung der kommunalen Schutzmannschaften ging in Bayern von 1923-29 vor sich, dann wurde die Polizei der NS-Organisation unterworfen. 1945 gab es in 150 Städten mit mindestens 5000 Einwohnern eine selbständige Polizei (Stadtpolizei).  Daneben sah die grün uniformierte staatliche Polizei nach dem Rechten. Hauptposten gab es praktisch in allen Kreisstädten, dazu in 1300 bayerischen Dörfern. Diese dezentrale Struktur war ein Wunsch der US-Besatzer, denn die wollten Konsequenzen aus der zentral gesteuerten NS-Polizei ziehen. Viele der kleinen kommunalen Stationen verschwanden aber in den Jahren 1957 bis 1962, so auch die in Gunzenhausen. Die Landpolizei rückte nach und formierte sich per Gesetz zur Landespolizei.

WERNER FALK

Kommt jetzt die Hyperinflation?

Gedanken des Präsidenten des Europäischen Wirtschaftssenats

Die Zahlen könnten einen schwindelig machen! Deutschland, die USA und Europa verschulden sich wie noch nie in Friedenszeiten um die Folgen der Corona – Pandemie in den Griff zu bekommen.

Was passiert mit dem ganzen Geld und ist – wie viele meinen – eine gigantische Inflation die unvermeidliche Konsequenz dieser Finanzpolitik? Um die Antwort zumindest für Deutschland und Europa vorweg zu nehmen: Ja es wird negative Konsequenzen dieser Politik geben, aber eben keine Inflation! Warum? Weil in Deutschland die Verschuldungsquote trotz der hohen Zahlen, nicht über ca. 75 Prozent des Bruttosozialprodukts steigen wird, eine Quote, die von den meisten Ländern sogar zu Normalzeiten und oftmals sogar weit überschritten wird.

Dr. Ingo Friedrich in seinem Element

Die „Bedienung” dieser Schulden durch das zu erwartende volkswirtschaftliche Wachstum ist auch ohne Kraftakt und vor allem ohne Sondersteuern möglich. Außerdem haben die heutigen Schulden einen entscheidenden Unterschied zu früher: sie kosten dem deutschen Staat keine Zinsen, sondern spülen als negative Zinsen sogar Geld in die Kassen. Das wird übrigens noch eine ganze Weile so bleiben, weil weltweit die “Ware” Geld in schier unbegrenzten Mengen zur Verfügung steht und damit der Preis für diese „Ware“, also der Zins nicht steigen wird.

Warum also keine Inflation? Weil im Unterschied zu früheren Inflationen heute die gängigen Waren- und Dienstleistungen nicht knapp, sondern ganz im Gegenteil im Überfluss zur Verfügung stehen. Jede Fabrik, jeder auch mittelständische Hersteller und Anbieter rationalisiert und verbessert je nach Branche und technologischer Situation sein Angebot jedes Jahr um eine Dimension von 1 bis ca. 10 Prozent! Wo soll da die Inflation für den für die Inflationsrate maßgeblichen Warenkorb der offiziellen Statistik herkommen? Sogar die Landwirte klagen nicht über Knappheitsprobleme, sondern über mangelnde Absatzchancen ihrer im Überfluss produzierten Produkte wie Butter, Milch, Eier, Fleisch ja sogar Wein und Spargel.

Die Auswirkungen der steigenden Geldmengen sind also nicht in der uns bekannten Inflation zu erwarten, sondern in der Preissteigerung in ganz bestimmten Bereichen, nämlich in den Bereichen, in denen das Geld noch Wertsteigerungen erbringt: das gilt insbesondere für den Immobiliensektor, aber auch für den Finanzanlagenmarkt und Unternehmensbeteiligungen bis hin zu einzelnen Kryptowährungen und Edelmetallen. Inwiefern dies alles eine gesunde Entwicklung einer Volkswirtschaft ist, kann bezweifelt werden. So muss insbesondere eine (negative) Einkommensverteilung von „Arbeitsbesitzern“ hin zu „Vermögensbesitzern“ befürchtet werden. Das bedeutet, wir dürfen nicht – sozusagen aus alter Gewohnheit – auf den altbekannten Feind Inflation starren, während der neue Feind als Folge der expansiven Geldpolitik ganz woanders steht!  Unabhängig von der aktuellen Inflationsthematik gilt: die heutige expansive Geldpolitik der Zentralbanken der ganzen Welt darf nicht zum Normalfall verkommen, sie muss die Ausnahme für den Notfall bleiben auch wenn die klassische Inflation ihr Medusenhaupt nicht erheben wird.

DR. INGO FRIEDRICH

Lösungen gesucht

Aufruf zur Teilnahme am BundesUmweltWettbewerb


Junge Menschen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren sind dazu aufgerufen, am BundesUmweltWettbewerb teilzunehmen. Sich einmischen, die eigenen Ideen umsetzen, Kreativität und Engagement zeigen, sind die Ziele des Projektwettbewerbs. Einsendeschluss ist der 15. März 2021.
Mit der Themensuche kann bereits vor der eigenen Haustür begonnen werden, indem Umweltprobleme aus dem eigenen Lebensumfeld ins Visier genommen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen Ursachen auf den Grund gehen, Lösungen für Probleme finden und in die Tat umsetzten. Wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen, schlüssige nachhaltige Denkansätze und lösungsorientiertes Handeln sind dabei wichtige Merkmale, die in die Bewertung einfließen.
Der Wettbewerb läuft unter dem Motto „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“. Die Preisträger erhalten neben einer Urkunde Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von rund 25.000 Euro. Organisiert und durchgeführt wird der Wettbewerb vom Leibnitz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. Gefördert wird er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Alle naturwissenschaftlich und/oder gesellschaftlich interessierten jungen Leute zwischen 10 und 20 Jahren können teilnehmen. Angesprochen sind auch Schülerinnen und Schüler aller allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen und Jugendgruppen.
Die schriftliche Projektarbeit darf 30 Seiten nicht überschreiten. Die Anmeldung erfolgt online unter www.bundesumweltwettbewerb.de, dort sind auch alle weiteren Informationen zu finden. Einsendeschluss ist der 15. März 2021.

Kleinprojekte gefördert

Regionalbudget steht auch 2021 zur Verfügung

Dieses Projekt in Auhausen ist mit ILE-Mitteln gefördert worden.

Die beiden Kommunalen Arbeitsgemeinschaften Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Altmühltal und Fränkisches Seenland-Hahnenkamm beteiligen sich erneut an dem vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgelegten und vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken angebotenen Programm „Regionalbudget für Kleinprojekte“ Den beiden Regionen steht vorbehaltlich der Genehmigung für das Jahr 2021 je ein Programm mit dem Umfang von 100.000 EUR zur Verfügung. Mit dem Ansatz von 2020 werden demnach in beiden ILE-Regionen insgesamt 400.000 EUR zur Förderung von Kleinprojekten zur Verfügung gestanden haben. Und auch für die beiden folgenden Jahre wird dieses Programm nochmals angeboten, so dass diese günstigen Rahmenbedingungen für die Unterstützung von Kleinprojekten von allen interessierten Gruppen nun aktiv in Anspruch genommen werden können.

Die beiden Vorsitzenden der Kommunalen Arbeitsgemeinschaften 1.Bgm´in Dr. Dr. Kristina Becker (Altmühltal) und 1.Bgm. Karl-Heinz Fitz (Fränkisches Seenland-Hahnenkamm) sehen in diesem Förderangebot eine gute Chance, um eine Vielzahl kleinerer Projekte aufgreifen und umsetzen zu können, die bislang nur wenige Fördermöglichkeiten erfahren hatten. Die Fördermittel in Höhe von 100.000 € je ILE-Region setzen sich zu 90 % aus dem Haushalt des Freistaats Bayern und jeweils zu 10 % aus den Haushalten der beteiligten Kommunen zusammen.
Gefördert werden jeweils Kleinprojekte, deren Gesamtinvestitionskosten netto 20.000 EUR nicht überschreiten. Und für diese Kosten kann eine Zuwendung pro Einzelprojekt bis zu max. 80 %, jedoch höchstens 10.000 EUR netto beantragt werden.
Für die Entscheidung über die Auswahl der Projekte wurde in jeder ILE-Region eine Projekt-Arbeitsgruppe eingerichtet, in der sich Bürgermeister, Vereinsvertreter, Vertreter von Zweckverbänden, Unternehmen oder auch fachlich ausgewiesene Einzelpersonen befinden.

Bis zum 15. Februar 2020 können entsprechende Anträge bei der VG Altmühltal in Meinheim (für die Kommunen Langenaltheim, Solnhofen, Pappenheim, Treuchtlingen, Markt Berolzheim, Meinheim, Dittenheim, Alesheim)oder bei der VG Gunzenhausen (für die Kommunen Markt Absberg, Muhr am See, Gunzenhausen, Pfofeld, Theilenhofen, Haundorf, Markt Gnotzheim, Markt Heidenheim, Polsingen, Westheim und Auhausen)ILE-Region Fränkisches Seenland-Hahnenkamm) eingereicht werden.

Gefördert werden können nur Kleinprojekte, die der Umsetzung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes dienen. Dies sind u.a.:

  • Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements
  • Begleitung von Veränderungsprozessen auf örtlicher Ebene
  • Verbesserung der Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung
  • Umsetzung ländlich angepasster Infrastrukturmaßnahmen
  • Sicherung und Verbesserung der Grundversorgung ländlicher Bevölkerung

Alle tatsächlich bewilligten Projekte müssen dann bis zum 30. September 2020 komplett umgesetzt sein und zu diesem Zeitpunkt muss die Abrechnung zu Fördermittelauszahlung vorliegen. Bis dahin sind diese Projekte von den Maßnahmenträgern vorzufinanzieren.
Antragsberechtigt sind Kommunen, Zweckverbände, Vereine oder auch Unternehmen.
Die Antragsformulare sind über die Kommunen zu beziehen oder unter www.stmelf.bayern.de/foerderwegweiser (Link: Ländliche Entwicklung à Regionalbudget) direkt herunterzuladen. Sie können aber auch über die ILE-Umsetzungsbegleitung digital bezogen werden (dieter.popp@futour.com).

Kontakt:
ILE-Umsetzungsbegleitung
c/o FUTOUR Regionalberatung
Vogelherdweg 1, 91729 Haundorf
dieter.popp@futour.com

1870/71 war er dabei

Aus dem Kriegstagebuch von Christian Preu (1870/71)

Großvater Christian Preu in einer Aufnahme aus dem Jahr 1927 mit der Auernhammer-Familie der Tochter Ernestine mit deren Kindern Friedrich und Karl sowie der Vater Michael Auernhammer. Christian Preu verstarb in Markt Berolzheim am 31. Juli 1929 im Alter von 80 Jahren und sieben Monaten. Foto: privat

Ungeschönt und unzensiert ist das Kriegstagebuch des Markt Berolzheimer Bauern Christian Preu, der 3. März 1871 zu den deutschen Soldaten gehörte, die in Paris einmarschierten.  Von der heroischen Begeisterung war er voll erfasst: „Die Franzosen machten schiefe Gesichter auf uns. Der Hass und Groll der Pariser war arg, aber sie mussten sich geduldig dreingeben, denn es war eine große Schmach für sie, von den Deutschen besiegt zu werden“ notierte er in sein Tagebuch, das nach 150 Jahren von einem Berolzheimer zufällig entdeckt wurde. Daniel Burmann, der ehrenamtliche Gemeindearchivpfleger, spricht von einem absoluten Glücksfall und misst den Wert der Aufzeichnungen am Blickwinkel eines rangniederen Soldaten und eben nicht aus der Feder eines Politikers oder Militärs. Veröffentlicht ist das Kriegstagebuch in der aktuellen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“, dem Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen.

Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 ist heute weithin vergessen. Wie Autor Daniel Burmann feststellt, liegt das wohl auch daran, dass die globalen Auswirkungen der folgenden Weltkriege ihn sozusagen in den Schatten stellen. Deutschland, das den Krieg gewann und sich das Elsaß und Lothringen einverleibte, ging gestärkt aus der Schlacht hervor und erlebe danach seine Reichsgründung.

Das ist die erste Seite des Kriegstagebuchs von Christian Preu. Der Text ist in der deutschen Kurrentschrift gehalten. Reprofoto: Daniel Burmann

Christian Preu war ein Bauernsohn, der 1879 Walburga Wiesinger aus Lengenfeld heiratete und mit ihr drei Töchter hatte. Es ist ungewöhnlich, dass ein einfacher Soldat die militärischen Geschehnisse so exakt festgehalten hat. Immerhin haben seine handschriftlichen Aufzeichnungen einen Umfang von 34 Seiten in einem alten Rechenbuch von 1764. Der Autor hat den Schreibstil Preus weitgehend beibehalten, die leichten Korrekturen nur vorgenommen, um den Text verständlich zu machen.

Der Soldat gehörte zur 4. Kompanie des 15. Infanterieregiments in Neuburg, das am 17. Juli 1870 zur Mobilmachung rief.  Schon zehn Tage später ging es fußläufig in Richtung Harburg (mit Ziel Speyer) los.  Über die Pfalz rückte die Truppe ins Elsaß ein, wo sie den Kanonendonner der „Schlacht bei Weißenburg“ hörten. Schrecklicher Regen begleitete das Biwak. Preu erlebte die Einnahme von Nancy. „Furchtbare Märsche, Hungersnot, Hitze und Elend stieg aufs Äußerste“, notierte der Berolzheimer. Zudem brach die Ruhr aus, so dass nicht mehr alle marschfähig waren. Die deutschen Kämpfer fanden in Frankreich sozusagen verbrannte Erde vor: „Die Franzosen marschierten vor uns ins Innere Frankreichs, plünderten und verzehrten fast alles, was da war“.  Die „Schlacht bei Sedan“ am 1. und 2. September war für die Deutschen kriegsentscheidend. Noch Jahre danach feierten die Sieger den „Sedanstag“.

Auf dem Marsch auf Paris machte der fränkische Biertrinker erste Bekanntschaft mit französischem Wein („…mehr als zehn Eimer“). Mit seinem Kameraden Rottenberger aus Pfofeld schleppte er noch ausreichend Rebensaft ins Quartier. Die französischen Kriegsgegner hatten alles liegen und stehen lassen bevor sie die Flucht ergriffen. Preu wähnte sich auf der  Berolzheimer „Buchleiten“ , denn ähnlich war sein Blick in den Pariser Vorort: „…nichts als Stadt und nirgends kein Ende“. Er geriet in ein schreckliches Geschützfeuer, wo neben ihm „zwei Mann gleich plötzlich tot waren“. Den 2. Weihnachtsfeiertag feierte er mit  seinen Landsleuten Georg Bieber, Georg Schmidt, Michael Guthmann und Georg Frank  in einer Weinrestauration.

Bei Matsch und Dreck mussten die Soldaten „schrecklich viel aushalten“. Christian beklagt in seinen Aufzeichnungen, dass er sich vom 8. September 1870 bis zum 13. März 1871 nicht ein einziges Mal des nachts vollständig ausziehen konnte. Nach der siegreichen Schlacht von Paris in den ersten Januartagen 1871 gönnte er sich mit Kameraden einen „Spaziergang nach Versailles“: „Wir konnten uns nicht genug sehen und kann auch die Pracht und Schönheit nicht beschreiben“. Preu war dabei, als der deutsche Kaiser am 1. März in Paris einmarschierte. Drei Tage gab es für die Sieger „Froh“ (Franc)-Zulage, die von den Parisern zu zahlen war, wie Preu notierte.

Auf dem Rückzug verbrachte der Deutsche das Osterfest bei einer französischen Familie („…des Abends mußte ich mich mit ihnen zum Feuer setzen“) und nach den 80 Tagen im Standquartier ging es Richtung Heimat. „Herzergreifend“ empfand er den Empfang in der Pfalz, wo er und seine siegreichen Kameraden von Neuburger Reitern und Mädchen mit Kränzen und Sträußen unter großem Jubel empfangen wurden.  Und natürlich erklang die „Wacht am Rhein“, als die Truppe über den Rhein marschierte. „Ich rühme die Güte Gottes, der mir Gesundheit geschenkt hat, so dass mir keine Stunde was fehlte“, dankt er  abschließend in seinen Notizen.

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist um Gunzenhäuser Buchhandel (telefonischer Bestell- und Lieferservice) für 15 Euro erhältlich.

Ein besseres Jahr!

Hoffnung auf gute Aussichten 2021

Mein Wunsch: Auf allen Wegen möge der Engel Begleiter sein.

In der Bilanz der letzten zwölf Monate ist man geneigt, von einem schlechten Jahr zu sprechen. Das hat seine guten Gründe, zumal die Corona-Pandemie das öffentliche Leben stark eingeschränkt und auch die privaten Kontakte reduziert hat. Die Menschen erlebten eine Ausnahmesituation. Und zwar in einem solchen Maße, wie das bisher seit dem Zweiten Weltkrieg und seinen folgenden Notjahren nicht der Fall war.

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind zum Teil gewaltig, schließlich mussten Schulen und öffentliche Einrichtungen schließen, die geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte legten das sonst geschäftige Getriebe lahm und sogar manche Unternehmen haben ihre Tätigkeit zurückgefahren. Wir haben viele Einschränkungen unserer persönlichen Freiheit erfahren müssen. Aber was sind der Verzicht auf das Hallenbad oder das Fitness-Studio gegen die Beschwernisse, die unsere Eltern und Großeltern in Notzeiten hinzunehmen hatten? Eigentlich müssen sich jene schämen, die daraus heute ein Riesenproblem machen, denen ihr Egoismus wichtiger ist als die Verantwortung für die Mitmenschen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Erfahrungen in die Zukunft hinein wirken werden, nicht alle Begleiterscheinungen der Pandemie waren negativ. Es gibt auch die  positiven Seiten, indem sich die Menschen wieder näher gekommen sind.  Nachbarn haben sich sozusagen neu entdeckt, haben das bisher gelebte Nebeneinander gegen das Miteinander ausgetauscht. Es ist schön, von gemeinschaftlichen Aktivitäten zu hören, von denen man glaubte, die Bereitschaft dazu  wäre längst verschüttet gewesen.

Wir denken in diesen Tagen und Wochen an die jungen Eltern, die das Kunststück fertig schaffen müssen, die Kindererziehung und ihren beruflichen Alltag unter einen Hut zu bringen. Nicht in allen Familien sind Eltern und Großeltern helfend zur Stelle.

Eine Erfahrung lehrt uns die Pandemie:  Alles, was wir als so schrecklich wichtig empfinden, ist es eigentlich gar nicht! Es geht auch anders. So manche Vereinsaktivität erweist sich als substanziell nicht zwingend notwendig. Die Vorstandssitzung kann warten, die Jahresversammlung ist auch im Juni noch möglich, die Gymnastikstunde kann durch individuelle Betätigung ersetzt werden. Was den meisten Zeitgenossen wirklich fehlt, das sind die menschlichen Begegnungen. Der eine vermisst die Verwandtschaftsbesuche, der andere das Stammtischgespräch.

Ob das Leben nach der Pandemie anders aussehen wird?  Die Soziologen machen sich Gedanken dazu und manch einer glaubt oder hofft, dass die Menschen Konsequenzen aus der Coronazeit ziehen für ihr individuelles Verhalten ziehen in der Erwartung, dass künftig so manches besser wird.  Ich zähle mich als lebenserfahrender Mann mit 71 eher zu denen, die den Zeitgenossen (und sich selbst) nicht so viel zutrauen an Einsicht und Verständnis.

Euer

Historische Facetten

Aus der Geschichte von Laubenzedel

Die Warnung des Gunzenhäuser Stadtmagistrats von 1798: „Hier in diesem Hause herrschen die Blattern und wird Jedermann vor dem Zutritt desselben ernstlich gewarnt“. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

2020 wird als das „Jahr der Corona-Pandemie“ in die Annalen eingehen. Dabei wird aber leicht übersehen, dass schon früher die Menschen von grässlichen Epidemien betroffen waren. Die „Blattern“ waren  gefürchtet und kosteten vielen das Leben, aber auch die Rote Ruhr und Scharlach waren Krankheiten, die sich seuchenartig verbreiteten. Davon berichtet Stadtarchivar Werner Mühlhäußer in seinem Beitrag zur Ortsgeschichte von Laubenzedel in der neuen Ausgabe von „Alt-Gunzenhausen“, der Jahrespublikation des Vereins für Heimatkunde.

Im 17. und 18. Jahrhundert waren die hygienischen Missstände allenthalben verbreitet, es gab Mangelernährung und auch die harte Arbeit war nicht dazu angetan, den Menschen ein angenehmes Leben zu schenken. In Laubenzedel brachen die Blattern beispielsweise 17 Mal aus. Mehr als zwanzig Männer und Frauen starben. Heute überschlagen sich die Warnungen via Fernsehen und Internet, damals gab es  den öffentlichen Aushang: „Hier in diesem Hause herrschen die Blattern und wird Jedermann vor dem Zutritt desselben ernstlich gewarnt“.

Conrad Babo, Heinrich Vogelein und Hermann de Lieboltessedele werden in der ersten schriftlichen Erwähnung Laubenzedels als Bürger genannt. In alten und glaubwürdigen Schriften fand Stadtarchivar Werner Mühlhäußer auch noch andere Namen: Lauboltsedel, Lubenzedle oder Labezedel. In der Topographie von Gottfried Stieber wird eine eigene Pfarrei erstmals 1565 genannt. Breiten Raum widmet der Autor der 1415 erbauten St. Sixtuskirche und den wiederholten  Sanierungen. Vom markgräflichen Hofbildhauer Giuseppe Volpini stammen die Kanzel  und der Altar. Die Kosten trugen die Laubenzedeler, die 1709 allerdings schockiert vernehmen mussten, dass der markgräfliche Kastner (Red: Finanzreferent) 368 Gulden aus ihrem „Heiligen“ (Geld der örtlichen Kirchenverwaltung) veruntreute bevor sich seine Spur in der Schweiz verlor. Immerhin meinte es Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der sich oft in der Wildmeisterei Lindenbühl bei Haundorf aufhielt, einigermaßen gut mit den Laubenzedelern und erstattete ihnen 200 Gulden. Und seine Gefährtin Elisabeth Wünsch, die mit den vier gemeinsamen Kindern im Schlößchen Georgental und im Walder Schloss lebte, schenkte ihnen wiederholt „gemödelte weiße Kerzen“.

Eine Feuersbrunst, wie sie zuletzt im Dreißigjährigen Krieg zu erleben war, brach 1755 auf den Ort herein. Beim Webermeister Jerg Leonhard Hörauf nahm sie ihren Anfang und griff auf neun Gebäude über. Der Markgraf, der sich in seiner Gunzenhäuser Residenz aufhielt, schickte seine Leibkompanie zur Hilfe. Verursacherin war übrigens die Ehefrau Höraufs, die gegen Mitternacht einem unruhigen Ochsen Futter bringen wollte, wobei das offene Licht Streu und Heu entzündete.  Den Meister selbst schleppten die Helfer durch eine Fensteröffnung ins Freie. Zwei Jahre später brannte das Wirtshaus von Johann Michael Huber. Auch in diesem Fall kam markgräfliche Hilfe schnell.  Erbprinz Alexander, der seinen in Gunzenhausen dahinsiechenden und drei Tage später sterbenden Vater beistand, ritt höchstselbst nach Laubenzedel, wobei der 21-Jährige aber unglücklich vom Pferd stürzte.

Wie Werner Mühlhäußer feststellt, ließen sich die Truppen des französischen Kaisers Napoleon auf ihren Eroberungsfeldzügen wiederholt von den Laubenzedelern verköstigen.  Pfarrer Frobenius vermerkte in seinem Kirchenbuch einen Vorfall der besonderen Art: „Grab bestohlen“. Das Grab des eineinhalbjährigen Bauernsöhnchens Pfeifer wurde aufgebrochen und aus dem Sarg  das Leichentuch gestohlen.  Hinter der Tat vermutete man einen französischen Soldaten, der wohl dem Aberglauben anhing, sich auf diese Weise gegen Verwundungen „durch Hieb und Schuß“  schützen zu können.

Unter den Wirten des Dorfes befand sich auch Simon Vogel vom „unteren Wirtshaus“, der 1725 starb „nachdeme  er ganz engbrüstig worden, vom Fleisch gefallen und daran gestorben“.  Besser erging es der Schuhmacherstochter Barbara Tröster, die nach ihrer Heirat mit Lorenz Winckler, einem im Dorf angesehenen Soldaten und Reiter, sechs Kinder gebar. Sie war 1716 in Gunzenhausen als Hebamme tätig und später am markgräflichen Hof in Ansbach. Die Geburtsheferin durfte mit nach England reisen, um der Ehefrau des englischen Thronfolgers bei der Geburt ihres Sohnes fürsorglich beizustehen. Weniger umsorgt entband 1784 die ledige Bauerstochter Katharina Barbara Meier auf dem Fußweg nach Schlungenhof mit Hilfe einer zufällig vorbeikommenden Frau ihre Tochter. In ein Schnupftuch gewickelt erblickte das Kind das Licht der Welt, die Kindsmutter gelangte auf einem Schubkarren nach Hause.

Eine „schöne Leicht“ gab es längst nicht für alle. Weil der Schluss seines Lebens „nicht zum besten, sondern böß und ärgerlich“ war, wurde beispielsweise nach fürstlichem Hofratsbefehl die Beisetzung des Bäckers und Branntweinbrenners Johann Leidel am 5. November 1709 um „gewisse Ceremonien“ gekürzt, d.h. es läutete nur eine Glocke und Sterbelieder durften auch nicht gesungen werden.

Einen Tadel des Gunzenhäuser Dekans handelte sich 1772 der verwitwete Schneidermeister Johann Christoph Engelhard ein, der seine verstorbene Frau nicht länger betrauern wollte und schon zehn Wochen und einen Tag nach deren Hinscheiden ein zweites Mal heiratete. Eine Bußpredigt des Ortspfarrers musste  sich Leonhard Ruep anhören, als er Apollonia Gerhäußer aus Büchelberg ehelichte. „Wegen der gros schwangeren Braut“ gab es keinen Brautkranz, keinen Tanz und auch kein Saitenspiel.

Weitere Beiträge in „Alt-Gunzenhausen“ sind: „Alte Friedhöfe an der Altmühl“ (Werner Somplatzki), „Kurzgefasste Ortsgeschichte von Schlungenhof“ (Siglinde Buchner), „Grabplattenfunde aus der Marienkirche in Großlellenfeld“ (Hermann Thoma), „Die Mühlen von Muhr“ (Günter L. Niekel), „Von Bettelvögten und Polizeidienern“ (Werner Mühlhäußer und Werner Neumann), „Christian Friedrich Möbius – Stadttürmer und Stadtmusikus in Gunzenhausen“ (Laura Meyer), „Die Grundungszeit des Sängerbundes 1861 Gunzenhausen“ (Annalena Brand), „Kriegstagebuch aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“ (Daniel Burmann) und „Nationalsozialismus und Antisemitismus in Gunzenhasuen 1919 bis 1924“ (Werner Mühlhäußer).

WERNER FALK

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ ist im Buchhandel (telefonischer Bestell- und Lieferservice) sowie bei Getränke-Seifert in Schlungenhof und in der Raiffeisenbank Laubenzedel für 15 Euro erhältlich.

Solidarischer werden!

Wünsche für das neue Jahr 2021

Vor einem Jahr habe ich Wünsche für das neue Jahrzehnt formuliert, davon ist nun ein Jahr verstrichen. Nur wenige dieser Wünsche haben sich in den ersten 10 % dieser Zeitspanne erfüllen lassen. Das lag natürlich auch daran, dass niemand vorhersehen konnte, mit welcher Wucht uns ein Ereignis treffen würde. Aufmerksame Nachrichtenhörer hatten zwar schon ab November 2019 diese Meldung aus dem fernen Wuhan wahrgenommen. Mir war sie aber in meiner Perspektive für das kommende Jahrzehnt eben auch keine Erwähnung wert gewesen. Welch ein fataler Irrtum! Aber immerhin hat es dieser Virus bewirkt, dass einige – zunächst als unmöglich erreichbare –  Ziele umgesetzt werden konnten!

Regionalberater Dieter Popp


Aber in diesen Tagen verwünschen nun viele zu Silvester einfach nur dieses abgelaufene Jahr. Leider ist auch dies ein fataler Irrtum. Denn damit verdrängen wir die selbst verschuldeten Hintergründe, die zu diesem Corona-Jahr geführt haben. Wir sollten als dauerhaft wirkende Erfahrung aus diesem Jahr eben auch mitnehmen, dass man nun nicht weiter ungestraft immer tiefer in sensible Naturräume vordringen darf, dass grenzenloser Konsum, Hypermobilität und eine ausschließlich quantitative Wachstumsfixierung eindeutige Fehlorientierungen bedeuten, dass die global verwobenen Lieferketten eine enorme Krisenanfälligkeit bedeuten und dass vor allem unser Gemeinwesen  funktionierende öffentliche Infrastrukturen auch über das bisherige Maß hinaus braucht, die uns dieses Jahr immerhin noch besser als viele andere auf der Welt noch relativ gut haben überstehen lassen!

Dieses Jahr hat uns aber auch bewusst gemacht, mit welcher unvorstellbaren Überheb-und Selbstverständlichkeit einige von uns einen Alltagsrassismus an den Tag legen, der sich zudem sehr schnell in sein Gegenteil verkehren kann. Noch im Frühjahr mussten sich viele asiatisch aussehende Gäste in unserem Lande reflexhafte Vorwürfe anhören bzw. wurde mit peinlich anmutenden Gesten bedeutet, dass sie in „ihr Corona-Land“ zurückkehren gehen sollten! Es darf daher nicht verwundern, dass angesichts der mittlerweile eingetretenen Infektionszahlen ähnliches nun Europäern im asiatisch-pazifischen Raum widerfährt. Taiwan, Südkorea oder Neuseeland feiern den Jahreswechsel in einem Zustand großer Gelassenheit und einer wieder erlangten persönlichen Freiheit. Gerade Neuseeland gilt als Musterbeispiel im zukunftsfähigen Umgang mit dieser Krise. Eine uns offenkundig ungewohnte Disziplin als DNA eines funktionierenden Gemeinwesens prägt erfolgreich die Gesellschaften dieses Raums. Sie wissen und beherzigen, dass es ohne diese Disziplin keine Freiheit geben kann. Die Menschen dort fühlen sich von ihrem Staat – trotz verordneter sehr konsequenter Einschränkungen – gut beschützt und sind vor allem stolz, mit Disziplin und Vernunft auch einen eigenverantwortlichen Beitrag zur Normalität ihres Alltags leisten zu können. Maskenverweigerung oder Proteste wie hier bei uns mit einer sog. „Querdenker-Bewegung“ sind in diesen Ländern mit einer anderen Qualität des gesellschaftlichen Zusammenhalts schlicht undenkbar. Bei der hierzulande immer noch offenen Suche nach dem Weg aus dieser Krise und vor allem nach erfolgreichen Langzeitrategien, könnte uns ein offener Blick in diesen asiatisch-pazifischen Raum außerordentlich hilfreich sein.

Wenn wir uns einen schnellen Weg aus dieser Krise wünschen, dann müssen wir im neuen Jahr eine andere Form der Solidarität finden. Wer noch im Zuge des ersten Lockdowns über eine vorher nie wahrgenommene Form gegenseitiger Solidarität freudig überrascht war und völlig neue Charakterzüge im Wesen unserer Gesellschaft wahrzunehmen glaubte, musste im Verlauf des weiteren Jahres sehr enttäuscht werden. Es gibt sie zwar, diese evtl. vorher noch nicht so sichtbare Solidarität in unserer Gesellschaft. Aber es sind eben wiederum nur die grob geschätzt zwei Drittel, die auch bis jetzt von den beschlossenen Maßnahmen überzeugt waren, sich an die Empfehlungen gehalten oder auch stärkere Einengungen von Freiheitsrechten im Interesse des Gemeinwohl hingenommen haben. Das Denken, auch aus Sicht der Anderen  ist aber offenkundig noch nicht so vielen ein Bedürfnis!
So nimmt es nicht Wunder, dass diese zart aufblühende neue Solidaritäts-Welle in unserer Gesellschaft bereits wieder erkennbar verebbt!

Wir werden einen Weg aus dieser uns einengenden Krise mit Sicherheit frühestens gegen Ende dieses jetzt anbrechenden Jahres gewinnen können. Aber es bedarf dazu gerade des Willens zu dieser umfassenden gesellschaftlichen Solidarität. Viele Alltagserlebnisse dieser Tage lassen bei immer mehr Menschen Zweifel aufkommen, ob wir dazu wirklich bereit sind. Und wer vermeintlich seine verbürgten Freiheitsrechte dadurch eingeschränkt sieht und deswegen vor allem lautstark und auffällig demonstriert, verspielt dieses Recht auch gleichzeitig mit dem bewussten Verzicht auf eigene Schutzmaßnahmen, um vor allem ja andere vor irreparablem Schaden zu bewahren. Es sind gerade diese sich aktive gebärenden Solidaritätsverweigerer und die von ihnen ausgehende politische Gefahr, die auch zu dem nach wie vor fehlenden Mut der Politik zu tief einschneidenden, aber dafür dann auch wirksamen Maßnahmen führen könnten. Gerade in einer Pandemie – nicht in der Spaß-Gesellschaft  – zeigt es sich, wie weit Menschen bereit sind, sich einem gesamtgesellschaftlichem Ziel und einer am Gemeinwohl orientierten Solidarität unterzuordnen.

Auch wenn die Pandemie und deren Überwindung dieses Jahr 2021 weiter prägen werden, es sind aber auch noch andere Aufgaben da, die uns absehbar herausfordern werden.
Es muss uns weiter bewusst sein, dass wir seit etwa drei Dekaden sehr exakt wissen, was das Überleben auf dieser Erde bedeutet. Wir haben in dieser Zeit aber dennoch nicht alles dazu Notwendige unternommen. Wenn wir jetzt nicht endlich konsequent handeln, wird uns in sehr naher Zukunft – wir haben wohlweisliche noch Zeit bis zum Ende dieses Jahrzehnts – nur noch die Möglichkeit bleiben, schmerzhafte Sachzwänge zu exekutieren. Die jetzt bitter notwendigen klimapolitischen Entscheidungen werden und müssen – wenn sie erfolgreich sein sollen – uns allen wehtun! Wir brauchen dazu zum einen Politiker, die zu diesem „Harakiri“ den Mut haben und wir brauchen zum anderen Wähler, die dies eindeutig verstehen und auch aktiv mittragen. Die Akzeptanz solch tief einschneidender politischer Schritte steht und fällt mit der Frage, ob sie umfassend gut begründet sowie vermittelt wurde und als gerecht empfunden wird. Die Einsichtsfähigkeit einer verantwortungs-bewussten Mehr ist größer, als es viele der in der politischen Verantwortung stehenden Personen glauben!

Wir werden dann aber wirklich auch liebgewonnene Freiheiten verlieren! Dagegen war Corona wohl allenfalls ein blasser Vorgeschmack.  Und es wird dann auch dagegen von sog. „Querdenker“ und deren Gefolge einen vor allem lautstarken Protest geben.
Aber beides muss eine Gesellschaft aushalten, die – wie Corona gezeigt hat – an ihre Zukunft glaubt und dafür auch ernsthaft eintritt. Corona war eine Blaupause, die uns transparent macht, was da auf uns – in weit größerer Dimension – unabwendbar noch zukommen wird.

Wenn das Jahr 2021 zur Neige geht und wir dann die Gewissheit wieder erlangt haben, dass wir mit Viren wie Corona – es gibt rund 2.000 davon – leben können, werden wir wieder frei sein um uns dann endlich der Zukunft unserer Erde gemeinsam zu widmen.  Denn von ihr haben wir nur diese eine!

DIETER POPP, Regionalberater

Falk Report jeden Monat per E-Mail bekommen

Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

Es würde mich freuen, wenn wir auf diese Weise im Kontakt bleiben könnten.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.