Archiv: Falk-report

Die Welt im Maßstab

Therapiezentrum Cronheim stellt im Landratsamt aus

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Landratsvize Robert Westphal eröffnete die Ausstellung im Beisein der Cronheimer Modellbauer.

Bis 24. Oktober zeigt das AWO Therapiezentrum Schloss Cronheim die Ausstellung „Nüchterne Fakten oder die Welt im Maßstab“ im Foyer des Landratsamtes Weißenburg-Gunzenhausen.
Das Therapiezentrum Schloss Cronheim besteht seit 1999 in unserem Landkreis als Einrichtung, die chronisch alkoholkranken Menschen bessere Lebensbe-dingungen schaffen und eine größtmögliche Selbstbestimmtheit in allen Lebens-bereichen ermöglichen möchte.
Sicherlich einzigartig in der Suchttherapie ist das arbeitstherapeutische Angebot im Modellbau. Hier entstehen in beeindruckender Weise maßstabsgetreue Modelle, von denen auch einige im Landratsamt in Weißenburg zu sehen sein werden, wie z. B. das Modell des Markgräflichen Jagdschlosses in Gunzenhausen oder die in der Reichsprogromnacht im November 1933 zerstörte Synagoge in Treuchtlingen.
Im Modellbau können die Bewohnerinnen und Bewohner sowohl ihre feinmotorischen Fähigkeiten, als auch ihre Ausdauer trainieren. Hier sind Geschicklichkeit und Konzentration gefragt.
Mit diesem ganz besonderen handwerklichen Angebot ist das Therapiezentrum Schloss Cronheim seit 2014 auch Mitglied im Netzwerk HandwerkErLeben der Zukunftsinitiative altmühlfranken.
Auf deren Initiative haben sich in diesem Netzwerk Betriebe zusammen geschlossen, die das regional verwurzelte Handwerke und deren einzigartigen Dienstleistungen und Qualitätsprodukte bekannter machen wollen.

Gemeinsame Ziele dieses Netzwerkes sind:
• Mehr Transparenz der vorhandenen Handwerksgewerke in der Region.
• Vermittlung der in altmühlfranken angebotenen handwerklichen
Dienstleistungen.
• Kommunikation des Handwerks als wesentlichen Bestandteil der
erlebbaren Lebensqualität in der Region.
• Darstellung des vielfältigen Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebots im
altmühlfränkischen Handwerk.
• Öffnung der Betriebe nicht nur zum Verkauf, sondern auch zum Erleben
des handwerklichen Fertigungsprozesses von Qualitätsprodukten.
Der Modellbau der AWO Cronheim ist dabei natürlich ein einzigartiges Angebot,
welches das Netzwerk bereichert. Der zweite Teil der Ausstellung unter dem Motto „Nüchterne Fakten“ zeigt die
Bilder von  Werner Söller, der ebenfalls seine Kunstwerke zur Schau stellt.
Er fing bereits als Kind mit dem Malen an und hat bald gemerkt, dass ihm das
Malen eine „bessere Stimmung“ verschafft. Die Malerei hilft auch dabei, Dinge zu
sagen, die man nicht immer ausspricht, oder hilft, Freude und Ärger gelassener
zu verarbeiten.
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat gerne das Foyer des Landratsamtes zur Verfügung gestellt, um dem AWOTherapiezentrum
eine Plattform zu bieten, die in Cronheim gefertigten und ganz
besonderen regionalen Produkte noch weiteren Leuten in unserer Region bekannt
zu machen.
Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung besteht noch bis zum 24. Oktober zu
den bekannten Öffnungszeiten von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16.30
Uhr sowie am Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Asylbewerber: Können leerstehende Gebäude angeboten werden?

Gedanken zur Asylbewerber-Problematik

Die Asylbewerber aus Syrien, aber nicht nur von dort, drängen nach Europa und Deutschland. Jeden Tag wird die Thematik deutlicher. Die Politik muss darauf reagieren. Aber nicht nur auf Bundes- und Landesebene sollte man sich Gedanken machen, auch in der Region, im Kreis und in den Gemeinden kann den verantwortlichen Kommunalpolitikern die Angelegenheit nicht gleichgültig sein.
Die Asylbewerber bis zu ihrer Anerkennung als Flüchtlinge in Bundeswehrkasernen unterzubringen, ist ganz sicherlich richtig, wenngleich damit buchstäblich eine Kasernierung der Menschen verbunden ist, die sich nicht immer positiv auswirken muss. Wo viele Menschen zusammengepfercht sind, da gibt es aller Erfahrung nach auch viele Probleme.
Für die Asylbewerber, der kaum mobil sind, ist es ganz sicher besser, wenn sie in einer Stadt unterzubringen sind, in der es kurze Wege zu den Stellen gibt, die ihnen helfen können. Aber der Druck auf die Kommunen wird stärker und so stellt sich für mich die Frage, ob nicht auch leerstehende Häuser auf dem Lande genutzt werden können, sofern sie in einem bewohnbaren Zustand sind. Ich bin mir aber auch im Klaren, dass die Unterbringung von Asylbewerbern in kleinen Dörfern auf Akzeptanzprobleme stoßen kann. Andererseits erkenne ich aber auch, dass immer mehr Menschen in der Asylproblematik umdenken und das Verständnis für die bedrängten Menschen wächst. Zudem müssen die Hauseigentümer ihre Wohnungen ja nicht zum Nulltarif bereitstellen.
Ich denke, es wäre ganz gut, sich in den Gemeinden darüber Gedanken zu machen, auch in den lokalen konfessionellen Verbänden und Einrichtungen, in denen die Bergpredigt stärker verhaftet ist als möglicherweise in anderen Kreisen. Dass es Moslime sind, die kommen und denen geholfen werden muss, sollte das christliche Weltbild nicht unbedingt erschüttern.
Auf der überschaubaren kommunalen Ebene könnten von hilfsbereiten Menschen „Patenschaften“ für Asylbewerber-Familien übernommen werden, um diesen bei den alltäglichen Problemen mit individuellen Leistungen zu helfen. Das tun bisher schon Menschen mit einem großen Helferherzen, aber sicher könnten es noch mehr sein.
Das bekannt gewordene Düsseldorfer Ereignis muss uns beschämen. Meiner Meinung nach müssen die Behörden genauer hinschauen, wem sie Dienstleistungen vergeben. Im konkreten Fall würde ich nicht vor drastischen Maßnahmen zurückschrecken. Bilder von Misshandlungen hilfsbedürftiger Menschen dürfen von Deutschland aus nicht um die Welt gehen.
Werner Falk, Stadtrat der FDP, Gunzenhausen

Militärgeschichtliches im Elsaß

 Bürgermeister aus dem Kreis besuchten die Festungen

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Im Fort de Mutzig sind die Räume noch in der Originalausstattung zu sehen. Hier das Lazarett.

Die Bürgermeister aus dem Landkreis vor dem historischen Rathaus in Wissembourg.  Foto: FR Presse

Die Reisegruppe aus dem Landkreis vor dem historischen Rathaus in Wissembourg. Foto: FR Presse

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Das Fort de Schoenenbourg war eine Festung an der Maginot-Linie (gebaut von 1930-40).

Das Fort de Mutzig im Elsaß war einst die stärkste Festungsanlage in Europa. Es war eine vom deutschen Kaiser von 1893-1916 gebaute Verteidigungsanlage, um französische Angriffe auf Deutschland abwehren zu können. Auf 254 Hektar standen 22 Panzertürme. Im Ersten Weltkrieg waren dort bis zu 7000 Soldaten stationiert.
100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs hatten sich die Bürgermeister aus dem Landkreis für ihre diesjährige Informationsreise zwei militärhistorisch bedeutsame Stätten ausgesucht: die in der Folge des siegreichen Deutsch-Französischen Kriegs 1870-1871 erbaute Festungsanlage in Mutzig und das von Franzosen 1930-1940 errichtete Fort de Schoenenbourg, einem Wehrbau an der Maginotlinie. Der eher touristische Teil der dreitägigen Reise bezog sich auf die Stationen in Weißenburg und Straßburg im Elsaß.
Auf 230 Millionen Euro hochgerechnet werden heute die Kosten für das Fort de Mutzig, das in 23 Jahren realisiert wurde. Zwei Kilometer lange unterirdische Hohlgänge verbinden die 22 Fernkampfgeschütze in den Panzertürmen mit den Infanterieräumen, dem Lazarett, den Kraftwerken, Brunnen, Bäckereien und Küchen. Betreut wird die Wehranlage heute von einem deutsch-französischen Trägerverein, der auch die permanenten Führungen organisiert. Deren Mitarbeiter sind alles andere als Militärnostalgiker. Einer von ihnen ist Bernhard Just, der die Armeen lieber heute als morgen abschaffen würde.
Das zweite Besichtigungsobjekt der fränkischen Bürgermeister, die Maginotlinie, ist in den Jahren von 1930 bis 1939 nach der Konzeption des damaligen französischen Verteidigungsministers Andre Maginot entlang der rund 1000 Kilometer langen Grenze von der Nordsee bis zur Schweiz gebaut worden. Als der deutsche Einmarsch 1940 begann, da war die Befestigungslinie auch schon ausgehebelt, denn die Angreifer wählten nicht den frontalen Weg, sondern drangen über Belgien ein und bekämpften die französischen Stellungen sozusagen aus dem Hinterland. Zu den 108 Hauptbefestigungswerken, von denen heute nur mehr acht nach ihrer Restaurierung zu besichtigen sind, zählt das Fort de Schoenenbourg. Mehr als 85 wurden von 1964 an aufgegeben, d.h. sie wurden auch nicht mehr unterhalten. Somit waren sie Plünderungen und dem Vandalismus ausgesetzt.
Die Wehrmacht feuerte 1940 über 3000 Bomben und Granaten auf die Festung ab, darunter 56 vom Kaliber 42 (Zentimeter). Auch die Sturzkampfbomber, die in sieben Angriffswellen mehr als 160 Tonnen Bomben abwarfen, konnten der Festung nichts anhaben. Die Franzosen verschossen 17000 Granaten. Sie ergaben sich nicht und räumten erst sechs Tage nach dem offiziellen Waffenstillstand ihre Stellungen. Das Fort de Schoenenbourg ist im Originalzustand zu sehen, vollständig eingerichtet und steht auf der Inventarliste historischer Denkmäler. 30 Meter unter der Erde gibt es 2,8 Kilometer lange Gänge, die die Kaserne (mit Schlaf- und Waschräumen, Küche, Lazarett, Stromkraftwerk) mit dem Befehlsstand und den Kampfbunkern verbinden.
Das Elsaß von seiner weniger martialischen, dafür landschaftlich und kulturell so interessanten Seite lernten die Bürgermeister unter der Leitung von Fritz Walter aus Absberg (Vorsitzender der Bürgermeistervereinigung) bei geführten Stadtrundgängen in Wissembourg (mit der zweitgrößten gotischen Kirche) und Straßburg (die Stadt hat seit 1869 fünfmal die Nationenzugehörigkeit gewechselt) kennen. Bei ihrer Anreise scheuten sie nicht die 220 Stufen, die zur Burg Trifels in der Pfalz hinaufführen. Dort wurde einst „König Löwenherz“ gefangengehalten und auch die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren sicher aufbewahrt. In Edesheim stand der legendäre „Pfälzer Saumagen“ auf der Speisenkarte des Weinguts Anselmann. Zu den schönsten Fachwerkdörfern Europas darf sich Hundspach zählen. Nicht nur dort waren die Reisenden von der Üppigkeit des Blumenschmucks beeindruckt.

 

Kohler: Sozialgräber sind pietätlos

Interview mit Alexander Kohler zum Thema Sozialgräber

FDP-Stadtrat Alexander Kohler findet die derzeitige Praxis der Sozialgräber pietätlos und unwürdig. Am kommen Donnerstag beschäftigt sich der Stadtrat mit seinem Antrag, die bislang anonymen Gräber mit dem Namen der Verstorbenen kenntlich zu machen.

Was finden Sie am derzeitigen Zustand der “Sozialgräber” pietätlos?

Menschen, die in einer Stadt leben und dort wohnen, haben einen Namen. Der Name macht den Menschen aus und erlaubt ihm, sich in der Gesellschaft zu bewegen. Menschen haben Freunde und Bekannte. Ein

Alexander Kohler, FDP-Stadtrat in Weißenburg.  Foto: Diesler

Alexander Kohler, FDP-Stadtrat in Weißenburg. Foto: Diesler

Grab ohne Namen macht die Trauerarbeit unmöglich. Egal, welche Zugehörigkeit zu einer “sozialen” Schicht der beerdigte Mensch hatte, es sollte die Möglichkeit der (religiösen!) Trauerarbeit möglich sein – und dies ohne erst die Friedhofsverwaltung nach der Grablage zu fragen. Nicht einmal im Tode lässt eine reiche und wohlhabende Gesellschaft Menschen, die am Rand stehen, in ihren Kreis kommen.

Befürchten Sie nicht, dass ein Anbringen von Namensschildern zu einer Stigmatisierung der dort Begrabenen führen könne, weil diese als Sozialfälle namentlich bekannt würden?

Wir reden von einer Handvoll Gräber. Es ist eher die umgekehrte Situation der Fall. Nicht einmal im Tode lässt eine reiche und wohlhabende Gesellschaft Menschen, die am Rand stehen, in ihren Kreis kommen. Das ist fast so wie im Mittelalter.
Sozialgräberfeld. Ein Toter hat es sehr schwer ein Namensschild zu fordern. Daher ist es Aufgabe der Lebenden sich darum zu kümmern

Warum betrifft Sie das Thema Sozialgräber auch ganz persönlich?

Meine Tochter Maria-Luisa ist ein mehrfach schwerbehindertes Mädchen mit 17 Jahren. Wir Eltern werden mit hoher Wahrscheinlichkeit das Mädchen nicht überleben. Maria wird damit im Laufe Ihres Lebens zu einem “Sozialfall” werden. Die Familie Kohler besitzt derzeit keine Gräber in Weißenburg. Damit würde im ungünstigsten Fall die “Sozialgräberfalle” greifen und Maria würde namenlos beerdigt werden. Im ungünstigsten Fall würde auch meine Tochter namenlos beerdigt werden.

Die Stadtverwaltung argumentiert, man habe kein Recht, jemandem mit Namen zu beerdigen, wenn man nicht genau weiß, dass er dies wirklich gewollt hat…

Nun ein Toter hat es natürlich sehr schwer, ein Namensschild zu fordern. Daher ist es Aufgabe der verantwortlich Lebenden, sich darum zu kümmern. Ich sehe es als meine Aufgabe an, mich um Schwache und finanziell nicht so wohlhabende Menschen und um Behinderte zu kümmern. Aus Gesprächen weiß ich, dass diese Menschen ihre Situation nicht so gewollt haben oder gar nichts dafür können. Ich weiß auch, dass diese Menschen sich mit Tod, Religion und Glaube auseinandersetzen. Ohne in eine Predigt zu verfallen, gilt der Satz, dass jeder Mensch vor Gott einen Namen hat – dies sollte respektiert werden.

Das Sozialgräberfeld auf dem Weißenburger Westfriedhof: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass der Zustand seit Jahren bekannt ist, aber erst jetzt Bewegung in die Sache kommt?

Krankheit, Tod, Behinderung, Armut, alles am Rande der Gesellschaft, sind Themen, die nicht gerne öffentlich diskutiert werden. Doch gibt es diese Themen. Beruflich komme ich damit ständig in Berührung und kann zum Glück sehr unbefangen damit umgehen. Ebenso bedeutet ein sich damit Befassen auch eine Öffnung hin zu Kirche und Glaube. Vielleicht bestehen hier Berührungsprobleme.

Ein mögliche Regelung wäre es, zukünftige Sozialfälle auf dem Areal Baumfriedhof mit zu beerdigen. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich gefallen mir die Baumgräber sehr gut und ich kann mir selber ein solches für mich gut vorstellen.

Wie müsste Ihrer Meinung nach das bestehende Sozialgrabfeld gestaltet werden?

So wie halt ein christliches Grab aussehen sollte. Kreuz, Name, geboren/gestorben und vielleicht ein bescheidener Blumenschmuck. Ich glaube, dass die Kosten zu vernachlässigen sind – und ich bin mir sicher, dass sich aus dem Bereich der Kirchen Menschen finden würden, die hier einen Beitrag leisten möchten. Eine Änderung der Friedhofssatzung könnte hier hilfreich sein.

Handelt es sich hier um einen weltanschaulichen Streit zwischen Christen und Nichtchristen?
Eher zwischen Reich und Arm, Betroffenheit und nicht Betroffenheit, Notwendigkeit und nicht Notwendigkeit. Ich halte dies für notwendig und würde mich freuen, wenn das Stadtratsgremium mich dabei unterstützen würde.

 

Der Falk-Report hat das Interview  mit  freundlicher Genehmigung von Peter Diesler, dem Herausgeb er des   Onlinemagazins „Weißenburg aktuell“ entnommen. Der Onlinedienst kann auch abonniert werden (pdiesler@journalismus.com). Im Internet: weissenburg-aktuell.de

Liebeserklärung an den „Porsche“

Walter Langohr war zu Gast auf dem Müßighof bei Absberg

Walter Langohr steuert den Porsche AP 17 aus dem Jahr 1950, links daneben Vorsitzender Werner Falk und rechts Oldtimersammler Fritz Beil.  Foto: FR Presse

Walter Langohr steuert den Porsche AP 17 aus dem Jahr 1950, links daneben Vorsitzender Werner Falk und rechts Oldtimersammler Fritz Beil. Foto: FR Presse

Es sind keine mentalitätsgeschichtlich-wissenschaftlichen Beiträge, die Walter Langohr in seinen drei Büchern liefert, dafür mehr sind es kurzweilige und absolut authentische Geschichten, der Autor in seiner Jugendzeit in Sinbronn bei Dinkelsbühl als Bauernbub erlebt hat. Später war er als Agraringenieur und Projektbegleiter viel in der Welt unterwegs. Dabei gewann er immer wieder die Erkenntnis: Daheim im Frankenland ist es doch am schönsten!
Auf Einladung des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen war Walter Langohr aus Marktheidenfeld auf dem Müßighof von Regens Wagner bei bei Absberg und erzählte von seinen Erlebnissen, die er in den drei Bücheren „Hurra, wir haben einen Porsche!“, „Schlitzohren, Langohren und Trakto(h)ren“ sowie „Schön, schön war die Zeit“ beschrieben und in einer CD-ROM besprochen hat. In all seinen Erzählungen kommt die Liebe zum Landleben zum Ausdruck, gepaart mit einem reichhaltigen gedanklichen Archiv zur Landtechnik.
Fritz Beil aus Seitersdorf von den „Oldtimerfreunden Fränkisches Seenland“ hatte zur Freude des Gastes aus Unterfranken seinen Porsche AP 17 (Baujahr 1950) auf dem Hof zur Schau gestellt, Willi Brummer vom Röthenhof einen „Porsche Super“ (Baujahr 1963). Am Beispiel des 18 PS starken Schleppers, der heute unter Sammlern für fast das Dreifache seines urspünglichen Preises gehandelt wird, skizzierte Porsche-Fan Langohr die Entwicklung der Landtechnik. Die Allgaier-Werke in Uhingen gaben den Traktorenbau übrigens auf der Höhe ihres Erfolgs an Porsche-Diesel-Motorenbau“ weiter. Wolfgang Porsche, der heutige Aufsichtsratsvorsitzende des Imperiums, hat übrigens in Zell am See bei Salzburg eine ansehnliche Traktorensammlung. Er ist auch immer wieder bei den Oltimerveranstaltungen zu sehen. In Miniaturform steht der Vorgänger „Allgaier“ auf dem Schreibtisch von Dieter Hundt, dem Seniorchef der Allgaier-Werke in Uhingen und langjährigen Präsidenten des Deutschen Arbeitgeberverbands.
Walter Langohrs Erzählungen rankten sich um Begebenheiten auf dem Dorf. Er hat sie dem Vergessenwerden entrissen und mit seiner publizistischen Arbeit der Nachwelt somit ein Stück dörfliche Kulturgeschichte geschenkt. Natürlich ist der 73-Jährige geneigt, der alten Zeit nachzutrauern („Gewinnmaximierung ist nicht alles“), aber er hat sich dennoch den Blick auf die Realitäten bewahrt.
„Wir haben einen schönen Ausflug in die dörfliche Welt der fünfziger und sechziger Jahre erlebt“, fasste Vorsitzender Werner Falk die Lesung im Hof des RW-Anwesens zusammen. Die Gäste hatten die Gelegenheit, auch das Bauernhofmuseum auf dem Müßighof anzusehen.

 

Der Pfarrer war ein Freund Hitlers

Der Fall des Ansbacher Pfarrers Gottfried Fuchs

Der Ansbacher evangelische Pfarrer Gottfried Fuchs (1892-1960) war „Deutscher Christ“, also ein Anhänger der NSDAP. Seinen Kampf mit der Kirchenleitung und mit Landesbischof Hans Meiser skizziert Ulrich Herz (Studiendirektor aus Bad Windsheim) in der neuesten Ausgabe der „Zeitschrift für die Bayerische Kirchengeschichte“ (82. Jahrgang 2013).
Fuchs war Sohn eines Werkzeugmachers aus Regensburg. Nach dem Theologiestudium kam er 1927 nach Bad Windsheim (2. Pfarrer), vier Jahr später nach St. Gumpertus in Ansbach (1. Pfarrer). Ansbach wählte schon 1932 nationalsozialistisch, über 80 Prozent entschieden sich bei der Reichspräsidentenwahl für Hitler. Drei Pfarrer des Pfarrkapitals von Ansbach gehörten bereits 1930 der Partei an, von allen bayerischen Dekanaten war Ansbach „führend“. Im Pfarrhaus von Max Sauerteig verkehrten schon vor 1933 führende Nationalsozialisten. Allein Hitler besuchte den Geistlichen sieben Mal, erstmals 1925 zusammen mit Julius Fuchs 5152x3864 Streicher und Rudolf Heß. An Sauerteigs Pfarrhaus hing die erste Hakenkreuzfahne.
1935 schreib Fuchs an den Landeskirchenrat: „Für mich ist eben die SA nicht der glatte Fels, auf den wir uns nicht begeben dürfen, sondern der wertvollste Bestandteil unseres Volkes, auf dem unser Drittes Reich beruht.“ Er versicherte mehrfach, „felsenfest hinter Reichsbischof Müller und der deutschchristlichen Reichskirchenregierung“ zu stehen“. Als am 23. September 1934 der Landesbischof in Ansbach weilte, da war Fuchs demonstrativ nicht dabei. Mit den DC-Pfarrern Hans Sommerer, Heinrich Grießbach, Karl Werlin, Karl Brunnacker  (Anmerkung: Er stammte aus Döckingen und ist dort auch begraben nachdem er sich an seinem letzten Wirkungsort in Larrieden das Leben genommen hatte. Zu seiner Beerdigung kamen 3000 DC-Christen, eine SA-Kapelle, 30 NS-Pfarrer, Gauleiter Karl Holz und sogar Reichsbischof Müller kam aus Berlin), Friedrich Möbus, Ludwig Beer, Joannes Baumgärtner, August Müller und Ernst Fikenscher baute er die kirchenpolitische Front gegen den Landesbischof auf. „Ich bin in voller Aufklärungsarbeit im Dienste der Reichskirche“, schrieb er und verwies auf große Versammlungen in Windsheim (1000 Zuhörer) und Gunzenhausen (800). Fuchs musste sich einem Dienststrafverfahren der Landeskirche stellen. So wurde argumentiert: „Die in der Gemeinde entstandene Aufregung, die bereits zu unerträglichen Störungen des Gemeindelebens geführt hat, macht es notwendig, ihn seines Amts bis zur Beendigung des Verfahrens zu entheben.“ Die meisten seiner Amtsbrüder im Dekanat waren gegen ihn, Kreisdekan Georg Kern hielt ihm vor, fortgesetzt den Weg der Disziplinlosigkeit, der Unordnung und des Ungehorsams gegangen zu sein. Der Riss ging mitten durch die Gemeinde. Ende 1935 gab es in Ansbach rund 1500 eingeschriebene Deutsche Christen (DC) und 8000 Mitglieder der Bekenntnisgemeinschaft. Nach einem Gespräch in München zwischen Fuchs und Meiser ließ der Landesbischof Gnade vor Recht gehen, erteilte ihn nur einen Verweis und hob seine vorübergehende Amtsenthebung auf. Er sollte aber nach Neuburg an der Donau „verbannt“ werden. Das ließ sich Fuchs aber nicht gefallen, so dass es zu einem Versetzungsverfahren „wegen Ungehorsams“ in den dauernden Ruhestand kam (1. April 1935).
Die Reichskirchenleitung stand aber auf seiner Seite und veranlasste, dass die Regierung von Ober- und Mittelfranken Fuchs zum 1. Oktober als Seelsorger an der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach berief. Fuchs sah sich gestärkt und ging weiterhin keinem Streit aus dem Weg. Das SA-Mitglied (1933) ging in die NSDAP (1937) und trat öfters in SA-Uniform als Träger der Hakenkreuzfahne auf. Er weigerte sich, seinem Nachfolger Heinrich Koch das Ansbacher Pfarramt zu übergeben.
Die Ansbacher DC erlebte am 6. Mai 1937 ihren Höhepunkt, als Reichsbischof Müller in die Stadt kam, Fuchs wurde im Januar 1938 Leiter der DC-Pfarrergemeinde Bayern. Er verausgabte sich finanziell für die DC, gründete viele Gemeinschaften (u.a. in Gunzenhausen, Windsbach, Nördlingen, Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Rothenburg, Heilsbronn und Windsheim), vermisste dafür aber den Dank. Auch die Landeskirche kürzte 1943 die Kindergeldzuschläge für seine drei Kinder. Sein einziger Sohn fiel 1944 in Frankreich. Fuchs hatte mehr und mehr das Gefühl, alleingelassen zu werden, auch von Reichsbischof Müller, der ihm nur ein sprödes Beileidsschreiben schickte, während Landesbischof Meiser sogar einen persönlichen Brief mit seelsorgerlichem Trost sandte. Gottfried Fuchs war als Geistlicher in der „Hupfla“ (volkstümlicher Name für die Heil- und Pflegeanstalt) Mitwisser und Zeuge des Euthanasiegeschehens (rund 2000 Patienten wurden in den Tötungsanstalten ermordet), der Pfarrer führte zwischen 1934 und 1945 „weit über 1000“ Beerdigungen durch.
Die Spruchkammer Ansbach reihte ihn 1948 in die Gruppe III der Minderbelasteten ein, aber damit gab sich Fuchs nicht zufrieden. Die Hauptkammer Nürnberg ordnete ihn in die Gruppe IV der Mitläufer ein, wohl auch deshalb, weil er zwei eidesstattliche Erklärungen zu seinen Gunsten gefälscht hatte, wie Autor Ulrich Herz feststellt. Fuchs gab sich als unschuldig angeklagter Pfarrer und sprach von einem „Hohn auf jede Gerechtigkeit“. Die Landeskirche musste sich mit seinen Eingaben noch mehrmals beschäftigen, der Kreisdekan Kern nannte ihn einen „unbußfertigen Menschen“, der hartnäckig, eigensinnig, engstirnig, verstockt und starrköpfig seinen Weg ging. Fuchs verstarb am 2. Juni 1960 in Ansbach.

WERNER FALK / Die Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte wird herausgegeben vom Verlag für bayerische Kirchengeschichte, 90489 Nürnberg, Veilhofstraße 8, (eMail: Verlag@wikommverlag.de) Sie ist in jeder Buchhandlung erhältlich (ISSn 0342-4316), 30 Euro.

Gunzenhausen- eine Stadt ist auf dem Holzweg

Initiative der Grünen in Gunzenhausen

In einem Brief an Bürgermeister Karl-Heinz Fitz entwickeln den Grünen in Gunzenhausen Gedanken zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt. Der Falk-Report veröffentlicht das Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Ortsverband wie Stadtratsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der nachhaltigen Entwicklung unserer Stadt und haben immer wieder Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung von Gunzenhausen vorgelegt und möchten heute folgende Anregungen unterbreiten:

Image als Natur- und Kulturstadt
Der Fremdenverkehr ist in vergangener Zeit ein wichtiges Standbein unserer wirtschaftlichen Entwicklung geworden und es muss unser Ziel sein, diese Ent-wicklung zu stabilisieren und Schritt für Schritt auszubauen. Eine immer noch relativ intakte Natur, unsere facettenreiche Landschaft sind unser Kapital im Fremdenverkehr, mit dem wir sorgsam haushalten müssen. Deshalb dürfen wir alle auch nicht in unseren Anstrengungen für den Erhalt unserer hochwertigen Kulturlandschaft nachlassen.
In der kulturellen Entwicklung der Stadt hat sich in den letzten Jahren vieles zum Positiven gewendet, es gibt zahlreiche private Initiativen, die ein vielseitiges kulturelles Programm über das ganze Jahr hin anbieten, das Kulturprogramm der Stadt, z.B. in der Stadthalle ist breiter angelegt und bietet für nahezu jeden Geschmack ein entsprechendes Angebot. Das Limestival hat das Bürgerfest weiter entwickelt und sollte auch künftig ausgebaut werden.

Natur und Kultur sind eine ideale Ergänzung, sie bedingen einander. Wir sollten dies nutzen!

Während unsere Nachbarstadt Weißenburg sich als Kunststoff-Centrum in der Region und darüber hinaus einen Namen gemacht hat, gilt es für Gunzen-hausen ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln. Es muss uns ein Anliegen sein, dass wir Natur, Handwerk, Industrie und Kunst vereinen und entsprechende Aktivitäten hierfür entfalten.

Deshalb regen wir an, uns auf unsere Stärken zu besinnen, das zu bündeln, was unsere Region ausmacht und dies entsprechend zu ergänzen. Es liegt nahe, dass wir uns als die Stadt präsentieren und platzieren, die den nach-wachsenden Rohstoff Holz in vielfältiger Weise bereits nutzt.

So verfügt Gunzenhausen über das berufliche Schulzentrum mit Schwerpunkt Holzbearbeitung, Holztechnik. Mit der Meisterschule für Schreiner verfügen wir über die einzige überregionale Schule des Landkreises. Zudem gibt es in unse-rer Region zahlreiche gut aufgestellte, leistungsfähige Betriebe des Zimmerer- und Schreinerhandwerks. Außerdem ist die weltweit agierende Firma Heizo-mat, die seit vielen Jahren führend auf dem Gebiet der Erschließung und Verwertung erneuerbarer Energien ist, in Gunzenhausen ansässig.
Es gibt Firmen, die Holzhäuser entwickeln, planen und bauen und eine sehr aktive Forstbetriebsgemeinschaft.
Insofern drängt es sich geradezu auf, dass wir Gunzenhausen als Holzzentrum darstellen und zu einem nordbayerischen Zentrum der Holztechnologie, der Holzwirtschaft weiter entwickeln. Holz ist ein unserer Region reichhaltig vor-handener nachwachsender Rohstoff. Schon in der Vergangenheit haben wir immer wieder auf die vielfältigen ökologischen Vorteile und Nutzungsmög-lichkeiten u.a. von Holz hingewiesen und werden dies auch in Zukunft tun.

Aus all den genannten Gründen schlagen wir vor ein Aktionswochenende zu veranstalten, bei dem wir rund um den Rohstoff Holz all das darstellen, was es bei uns gibt und was man mit Holz alles anfangen kann. Dies alles sollte wir mit kulturellen Aktivitäten verbinden, die den nachwachsenden Rohstoff Holz als Katalysator nutzen. Als Motto bietet sich an:

Gunzenhausen – eine Stadt ist auf dem Holzweg.

Hierzu legen wir eine kleine Ideensammlung vor:
– Gemeinsamer/s Tag/Wochenende der offenen Tür von Berufsschule und Meisterschule für Schreiner mit Ausstellung der Gesellen- bzw. Meis-terstücke.

– Die Holzbetriebe der Region stellen sich an diesem Wochenende bei einer kleinen Gewerbeausstellung in der Stadthalle vor.
– In den Werkräumen der städtischen Schulen werden Workshops für Kin-der und Erwachsene angeboten. Handwerk zum Mitmachen steht hier im Mittelpunkt. Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene erhalten die Möglichkeit den natürlichen Werkstoff Holz zu entdecken, ihn spielerisch zu erfahren, ein eigenes Werkstück herzustellen und mit nach Hause zu nehmen.
– An der Altmühlpromenade findet ein Kunsthandwerkermarkt mit dem Schwerpunkt Holz statt (Holzspielzeug, Kunstobjekte aus Holz,……).
– Es finden Musikveranstaltungen statt mit Holzbauinstrumenten(Klarinette, Flöte, Gitarre, Geige, etc.)
– Geschichten, Erzählungen, Gedichte die mit Bäumen, Wald, im weites-ten Sinne mit Natur zu tun haben, werden an unterschiedlichen Veran-staltungsorten in der Stadt vorgetragen, z.B. im Holztipi des Lindenhofes.

Seemeile

Seit Jahren ist die sogenannte „Seemeile“ zwischen Innenstadt und Altmühlsee im Gespräch. Es bietet sich an einem solchen Wochenende an, regionale Holzbildhauer zu einem Symposion einzuladen, um mit Holzskulpturen diesen Weg zu gestalten. Eine schönere Verbindung von Natur und Kunst gibt es wohl kaum.

Ähnliches wurde im Jahre 2011 in Bad Staffelstein durchgeführt. Dort stellte die Stadt als Auftraggeber für den Skulpturenweg zehn übermannshohe, kräftige Eichen- und Lärchenstämme zur Verfügung. Diese wurden an einen Werkplatz im hinteren Bereich des örtlichen Kurparks gebracht, wo sie von den Künstlern öffentlich vor Publikum bearbeitet wurden. Gewünscht und beabsichtigt war die Möglichkeit der Interaktion von Künstler und Publikum. Die zahlreichen Be-trachter hatten die Möglichkeit, die Entstehung der Kunstwerke über einen bestimmten Zeitraum mit zu verfolgen und mit den Künstlern Gespräche zu führen. Die ganze Aktion wurde so zu einem öffentlichen Ereignis, das durch die regionale Presse begleitet und gewürdigt wurde. Die Stadt sollte den Kon-takt zu einheimischen Holzbildhauern (Christian Rösner, Clemens Heinl,….)aufnehmen, um eine entsprechende Aktion durchzuführen.

Mit solchen Pfunden könnte Gunzenhausen sich ganz sicher auch bei den entsprechenden Holzfachverbänden als Veranstaltungsort für Fachveranstal-tungen anbieten. Gunzenhausen hat sich ja bereits in vielfältiger Weise des Themas Holz angenommen (Freizeitanlagen am Altmühlsee, Hackschnitzelhei-zungen an der Stephani-Schule, beim Bauhof, …).

Wir sind der Meinung, dass der Holzweg für Gunzenhausen kein Holzweg ist, sondern ein Weg in die Zukunft, ein Weg, der auch dem selbst auferlegten Anspruch an eine nachhaltige Wirtschaftsweise gerecht wird.
In einer gemeinsamen, konzertierten Aktion mit allen möglichen Akteuren in der Region können wir ganz sicher etwas Vorzeigbares auf die Beine stellen . So wäre es eventuell sinnvoll, eine derartige Veranstaltung nächstes Jahr im Kulturherbst zu platzieren, wo auch der örtliche Einzelhandel sich des Themas annehmen und seine Geschäfte bis in die Nacht hinein offen lassen könnte.

PETER SCHNELL, Stadtrat der Grünen, Gunzenhausen

Wir müssen Perspektiven aufzeigen!

Erklärung von Werner Falk zur Stadtratsarbeit in Gunzenhausen

Die Finanzen der Stadt stellen sich gut dar, wie der Zwischenbericht des Stadtkämmerers zur Einnahmenentwicklung zeigt. Das sind gute Werte für die Stadt und auch für den Bürgermeister eine gute Ausgangsposition. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass dieser Trend nicht immer so weiter geht und auch einmal wieder Zeiten kommen, in denen die Einnahmen zurückgehen. Auf der ratsklausur am 17./18. Oktober in Bad Gögging wird der Stadtrat über einige grundsätzliche Fragen diskutieren. Er

"ich will eine populäre Stadtpolitik betreiben und keine populistische": Werner Falk (hier mit Helmut Walter vom Zweiradmuseum Pflugsmühle).

„ich will eine populäre Stadtpolitik betreiben und keine populistische“: Werner Falk (hier mit Helmut Walter vom Zweiradmuseum Pflugsmühle auf der Frickenfelder Kirchweih).

sollte die Chance dazu nutzen und sich nicht in der Beratung von „Alltäglichkeiten“ verlieren, also Aufgaben, die keinen perspektivischen Charakter haben. Der Stadtrat sollte in den nächsten fünfeinhalb Jahren eine gute „Kür“ zeigen, die „Pflicht“ bleibt ihm ohnehin, aber die wird vom Bürger ohnehin nicht wahrgenommen oder einfach für selbstverständlich gehalten.
Das Zahlenwerk des Stadtkämmerers verrät uns auch, dass die Stadtfinanzen bei ihm in guten Händen sind. Der Stadtrat kann also der von mir ausgegebenen Losung folgen: „Ich will die Stadt gestalten und muss sie nicht verwalten!“
Mit dem Antrag auf Gestaltung einer attraktiven fußläufigen Verbindung (natürlich auch für die Radler) zwischen Gunzenhausen und Schlungenhof („Seemeile“) habe ich einen Impuls gegeben, wie sich die Stadt als Zentrum im Fränkischen Seenland weiterentwickeln lässt. Sie hat als einzige Stadt in Nordbayern, Nordwürttemberg und Nordbaden, die direkt an einem See von respektabler Größe liegt, ein Alleinstellungsmerkmal. Das müssen wir stärker nutzen. Deshalb stelle ich den Antrag, die Stadt beim Innenministerium den Namenszusatz „am See“ („Gunzenhausen am See“) zu erwirken.
Nun habe ich von einem Kollegen schon gehört, ich würde populistisch agieren. Diesen Vorwurf weise ich zurück. Der lateinische Wortstamm „populare“ lehrt uns die Definition „für das Volk“. Ich jedenfalls möchte eine populäre Stadtpolitik betreiben und keine populistische, denn das würde ja bedeuten: „Den Leuten nach dem Munde reden“. Das ist das nicht mache, das werden meine Kollegen im Stadtrat in den nächsten fünfeinhalb Jahren noch oft genug erfahren. Ich mache mir meine eigenen Gedanken und nehme Anregungen der Gunzenhäuser Bürgerschaft auf, aber warte nicht auf Eingebungen der Verwaltung – auch nicht auf göttliche Eingebungen.
Die Einbeziehung der Gunzenhäuser Bürger in die Gestaltung der Stadt ist mir wichtig, Ich begrüße die bisherige Arbeit in den ISEK-Arbeitskreisen und danke ihrem Sprecher Günter Wesel für sein anhaltendes Engagement. Eine öffentliche Diskussion muss es geben, nicht um die anvisierten Projekte zu zerreden, sondern dafür eine breite Zustimmung zu bekommen.
Ich darf auf das Beispiel Wassertrüdingen verweisen. Dort pflegt der ideenreiche und kreative Bürgermeister Günther Babel eine aktive Bürgerbeteiligung, er geht aber auch die kurzen Entscheidungswege. Damit hat er Erfolg. Die Nachbargemeinden schauen heute jedenfalls mit Respekt, manche mit Neid, auf Wassertrüdingen. Babel dreht auch seine „Pflichtrunden“, aber er achtet auf eine gute „Kür“.
In den nächsten Wochen werde ich einige Themen anstoßen und dazu auch Vorschläge machen. Diese beziehen sich auf eine bessere Nutzung des Fachwerkstadels und sie befassen sich mit der Zukunft des Kommunalen Jugendzentrums.
Sehr erfreut bin ich über die angenehme Zusammenarbeit mit Landrat Gerhard Wägemann. Er hat einige Gedanken von mir erfreulich unbürokratisch aufgenommen und inzwischen bereits Regelungen herbeigeführt (Hundestrand am Brombachsee bzw. Unterbringung einer Asylantenfamilie aus Syrien).

Ich bitte Sie, mir weiterhin gewogen zu bleiben.

Viele Grüße Werner Falk

Der „Freimund“ war Hitlers Helfer

Umfangreicher Beitrag von Wolfgang Sommer in der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte

Der „Freimund“, das war ein evangelisches Wochenblatt, das von 1855 bis 1941 erschienen ist. Johannes Friedrich Wucherer, ein Mitstreiter von Wilhelm Löhe in der Diakonie Neuendettelsau, war ihr erster Herausgeber. Mit der Zeitschrift, vor allem ihrer publizistischen Schützenhilfe für die Nationalsozialisten, setzt sich Wolfgang Sommer im Heft 3 der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte auseinander, das jetzt erschienen ist.
Der „Freimund“ verstand sich nicht als Sprachrohr der offiziellen evangelischen Kirchenorgane in Bayern, sondern kommentierte die Politik der Zeit in einer weltoffenen Haltung. Der Autor widmet sich dem Zeitabschnitt von 1917 bis 1941. Die Zeitschrift verteufelte die Abläufe in der Weimarer Republik ganz allgemein und sprach von einem Verbrechen des Hochverrats am Vaterland. Hitler wird eine „opferwillige Vaterlandsliebe“ zugesprochen, die völkische Bewegung wird grundsätzlich positiv gesehen. Zur Machtübernahme Adolf Hitlers ist zu lesen: „Welche eine Wendung durch Gottes Fügung. Es ist Unrecht, dem Nationalsozialismus das evangelische Christentum einfach nur abzusprechen. Der Nationalsozialismus ist die deutsche Schicksalsfrage der nächsten Zukunft.“ Der Herausgeber Dr. Eppelein rühmt Hitler als „großen Führer und starken Gottesfinger“ und Rektor Lauerer das „unbegrenzte Vertrauen gegenüber dem Führer“.
Der Antisemitismus wurde im „Freimund“ aggressiv vertreten, die pamphletartigen Anwürfe gegen die Jugend gingen bis ins Ordinäre. Wie Hitler propagierte die Zeitschrift die Gefahr der jüdischen Weltherrschaft.
Der „Freimund“ plädierte für drei deutsche Reichskirchen (lutherisch, reformiert, uniert) unter einem von Hitler ernannten Kirchenkanzler. Die Novemberpogrome fanden übrigens im „Freimund“ überhaupt nicht statt.
1936 ist der Schriftleiter Dr. Eppelein übrigens aus der NSDAP ausgeschlossen worden, weil er einen Artikel von Pfarrer Justus Götz aus Neuendettelsau zugelassen hatte, in dem dieser die erbgesundheitlichen Grundsätze des nationalsozialistischen Staats in „unerhörter Form“ angegriffen und die Partei beleidigt hatte.
Mit dem Krieg sind die Artikel immer kürzer geworden, aber die Tendenz blieb die gleiche: „Wir kennen alle nur das eine Ziel, das groß und leuchtend vor uns steht: es heißt der deutsche Sieg!“ Der „glorreichsten Sieg aller Zeiten“ gegen Frankreich trug „die geniale Hand des Führers“. In einer der letzten Ausgaben des „Freimund“ gelobte die Zeitschrift: „Der Weg Adolf Hitlers ist so einzigartig, dass es den Generationen, die nach uns kommen als ein kaum fassbares Wunder erscheinen wird“. Die Kriegswirtschaft erforderte am 29. Mai 1941 die Einstellung der Zeitschrift.
Die Zeitschrift ist verschwunden, aber bis heute gibt es den Freimund-Verlag in Neuendettelsau. Getragen wird er von der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission, dessen Vorsitzender der frühere Gunzenhäuser Pfarrer Dr. Detlev Graf von der Pahlen ist.

Erhältlich ist die „Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte“ (Band 76, Heft 3 2013) im Verlag C.H. Beck (ISSN 00442364). Onlinebestellung (beck-shop.de), 24.80 Euro.

„Das NSU-Phantom“

Buch zu den staatlichen Verstrickungen im Umfeld der Rechtsradikalen

Im Jahre 2011 gerieten drei Personen in das Licht der Öffentlichkeit, die sich dieser bis dahin 13 Jahre zu entziehen wussten: Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen sich nach einem geglückten Banküberfall in ihrem Wohnmobil selbst; ihre Komplizin Beate Zschäpe soll nach deren Tod ihren gemeinsamen Unterschlupf niedergebrannt haben. Im Anschluss verschickte sie angeblich DVDs mit einem perfiden Bekenner-Video, in dem sich das Trio zu zehn Morden und mehreren Anschlägen NSUbekennt. Der „Nationalsozialistische Untergrund“ – NSU – war geboren und birgt seitdem hinreichend Stoff für Bücher und einen der größten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wer den NSU-Terror zu verantworten hat, darin sind sich mehr oder weniger alle einig. Dieses Buch geht andere Wege und stellt aufgrund zahlreicher Ungereimtheiten und Fehler in der Berichterstattung diesen Konsens in Frage: angefangen bei den angeblichen Selbstmorden seiner zwei männlichen Mitglieder, bei dem die Anwesenheit einer dritten Person wahrscheinlich ist, über die Verteilung eines Bekenner-Videos, das weder ein Bekenntnis enthält, noch von Beate Zschäpe verteilt worden sein kann, bis hin zu den „Dönermorden“, bei denen die Mitwirkung des „Terrortrios“ alles andere als bewiesen ist. Statt dessen war nahezu dessen gesamtes Umfeld – und möglicherweise nicht nur das – durchsetzt von staatlichen Zuträgern, sodass sich die Frage der Urheberschaft in eine ganz andere Richtung stellt.
Welchen Zielen dienten die staatlichen Verstrickungen im Umfeld des NSU? Welche politischen Interessen stehen dahinter? Auf diese provozierenden Fragen und andere Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit der „Terrorzelle“ NSU versucht dieses Buch Antworten zu geben.

Der Autor Kai Voss, Mitarbeiter einer Behörde, schreibt als Autor für das Magazin „Compact“. Er war auch Mitautor an einer an einer „Compact“-Sonderausgabe zum Thema NSU (Compact-Spezial 1/2013).
„Das NSU-Phantom“ von Kai Voss, ISBN 978-3-902732-35-4, Staatliche Verstrickungen in eine Mordserie; 288 Seiten, S/W-Abbildungen, 15 x 23 cm, Hardcover, Preis: € 19,90