Georg Motzel, ein gebürtiger Arberger

Mittelalterlicher Chronist im Dienst des Fürstbischofs von Eichstätt

Zu den markanten Persönlichkeiten des Mittelalters, die aus Arberg stammen, zählt Georg Motzel, der im 17. Jahrhundert Generalvikar des Fürstbischofs von Eichstätt war. Er wird als ein Mann mit bewundernswertem Fleiß, mit einzigartiger Klugheit, Würde und Liebenswürdigkeit charakterisiert.  Georg Motzel (1605-1660)  hat der Nachwelt nicht nur Pfarrbeschreibungen hinterlassen, sondern berichtet in zwölf Bänden (nur noch sieben sind erhalten geblieben) von den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg.

Autor Karl  Rieger nennt in „Alt-Gunzenhausen“, der Jahrespublikation des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, den Familiennamen ungewöhnlich und mehrdeutig und bezieht sich auf die  Sprachwissenschaftler von heute. Die Familie wird im oberen Altmühltal erstmals um 1539 genannt, Georg Motzel gilt als der Stammvater der Arberger Motzel. Er war Kastner, sprich für die Finanzen im bischöflichen Amt Arberg zuständig, aber auch für die öffentliche Ordnung (Polizeigewalt), er fungierte als Waldaufseher und er war an mehreren Hexenverfolgungen beteiligt.  Von ihm stammen akribisch angefertigte Berichte zu den Kosten der Hexenprozesse, beispielsweise „Fanggeld“ für die Amtsknechte,  Verköstigung („Zehrung“) für die Wächter, Botenlöhne, Feuerholz, eiserne Ketten zur Fesselung und Entlohnung des Henkers.  In den 22 Jahren seines Dienstes hatte er auch das Richteramt inne. Aus den Ehehaftsordnungen, in denen die Rechte der Bauern und der Herrschaften geregelt waren, geht beispielsweise hervor, dass er 1598  den  Arberger Peckh mit einer Geldstrafe belegte, weil sich an einem „verbottenen Bußtag der Bäpstlichen Heylligkeit“ verlaubte, eine „Bradtwurst“ zu verspeisen.  Hannß Mayr, den „marggräfischen Unterthan zu Oberhabenbach“ (Oberhambach)  musste drei Gulden zahlen, weil er seinen Bruder in einem Mörsacher Wirtshaus „mit einer Hauen geschlagen“. Der Arberger Metzger Peter Peringer, der das Fleisch ungesalzen verkaufte und obendrein auch noch „Kling und Köpff unter den fleisch mitgewogen“ hatte, musste sechs Gulden blechen. „schwartz getreidt“ verarbeitete Andreas Friedlein Peckh zu einem minderwertigen Brotteig, dessen Pilz-Giftstoff eine halluzinogene Wirkung hatte (vergleichbar: LSD).

Der Vater schickte seinen Sohn gleichen Vornamens an die Universität nach Eichstätt und war bestrebt, ihn frühzeitig an die Wissenschaften heranzuführen, eine „vorzügliche Zierde der Jugend“.  Tatsächlich peilte er „sehnsüchtig nach dem philosophischen Lorbeer einer höheren Weisheit“.  Er ging auch nach Rom, um sich dort theologischen Lehren hinzugeben, kehrte aber bald nach Eichstätt zurück, wo ihn Fürstbischof Christophorus von Westerstetten 1632 in den Bischöflichen Rat berief und ihn zu seinem Generalvikar  in geistlichen Fragen machte. Er verfasste Pfarrbeschreibungen und schrieb mit der Hand zwölf Bände über den „Schwedenkrieg“ in Arberg und der Umgebung „ohne jegliche Bezahlung getreu nach meinem bescheidenen Talent“.

Demnach lagerten schon 1620 bayerische Reiter in Arberg und nahmen mit 343 Pferden Quartier. 1633 kam es auf den Feldern zwischen Ornbau und Triesdorf zu einer Schlacht zwischen kaiserlichen und schwedischen Truppen. Johann de Werth  und seinen 3000 kaiserlichen Soldaten standen 1500 „schwedische“ Reiter des Herzogs Bernhard von Weimar gegenüber.  Die Kaiserlichen zogen sich hinter die Ornbauer Stadtmauer zurück und flüchteten dann in Richtung Gunzenhausen, aber die schwedischen Truppen räuberten im Städtchen furchtbar und brannten in der Vorstadt bis zu 40 Häuser nieder. Sie töteten die Waffenmüller und den Müller Fackler von Wiesethbruck, nahmen alles Vieh mit, so dass im ganzen Amt Arberg nur mehr 17 Viecher vorhanden waren.  Komplett entvölkert waren am Ende Mörsach, Gothendorf, Röttenbach und Georgenhaag. Allein 1634 starben in Arberg 104 Menschen an Seuchen und Unterernährung. Was die marodierenden Soldaten in der Großlellenfelder  Pfarrei anrichteten, das ist nicht bekannt, da der Pfarrer „sich oft wochenlang in den Wäldern verstecken musste“, wie den Pfarrmatrikeln zu entnehmen ist, und daher keine Gelegenheit hatte, alles zu dokumentieren.

Übrigens: Georg Motzel hat seine letzte Ruhestätte im Eichstätter Dom unweit der Heiligen Walburga gefunden. Er war „reich an Verdiensten, aber nicht an Jahren“, bilanziert der Autor Karl Rieger, denn er starb erschöpft nach all den strapaziösen Jahren im Alter von 54 Jahren.

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