Ratschläge des „Metzgerphilosophen“

Robert Prosiegel präsentierte im AIZ sein Buch

Robert Prosiegel im Interview mit Stephanie Palm. Foto: FR Presse

„Klarheit ?  Brauchen wir das?“ Das ist der Titel eines Büchleins, das der Markt Berolzheimer „Metzgerphilosoph“ Robert Prosiegel im Selbstverlag herausgegeben hat. Seine Gedanken kreisen um die Sinnhaftigkeit den menschlichen Daseins. In etlichen Veröffentlichungen sind sie einem breiten Leserkreis bekannt geworden, jetzt aber liegen sie in Buchform vor.

Ralf Loos (Sausenhofen), ein Freund des Autors, widmete sich in seiner Einführungsrede anlässlich der Vorstellung des Buches im AIZ in Muhr am See dem Leben und Werk des Markt Berolzheimers, dessen geistigerHorizont nicht in der heimischen Wurstküche endet.

Die Rede von Ralf Loos:

Wie viele Bücher bzw. Buchtitel kennen Sie, die im Titel ein Fragezeichen tragen? Wenn man sich die aktuelle Bestseller-Liste des Spiegels ansieht, finden sich unter den ersten 20 Titeln bei der Belletristik kein einziger Titel mit einem Fragezeichen, auf der Liste der Sachbücher findet sich unter den ersten 20 Titeln ein einziger Titel mit einem Fragezeichen. Das ist eine interessante Feststellung, die fragen läßt, warum das so ist. Eine Antwort liegt auf der Hand: Fragen können unangenehm sein,  Fragen können unbequem sein, ja, Fragen können anstrengend sein, denn Fragen wollen beantwortet werden und das erfordert:  Nachdenken! Mit dem Nachdenken ist es so wie mit Fragen: Nachdenken kann unangenehm sein, Nachdenken kann unbequem sein, Nachdenken kann anstrengend sein.

Genau hier setzt Robert Prosiegel an, denn er stellt Fragen, er hat nicht nur die Zeichen der Zeit erkannt, sondern auch die Gefahren unserer Zeit. Ich will Ihnen nicht den Inhalt des Buches vorstellen, aber ich stelle Ihnen einige Gedanken vor, die mir bei der Lektüre kamen:

Während des Lesens musste ich immer wieder an das Gebot denken: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Wir alle wissen, daß mit dem Wort Götter auch Götzentum gemeint ist. Leider leben wir in einer Zeit mit vielen Götzen. Diesen Götzen widmen wir unsere Zeit, d.h. Lebenszeit und unsere Kräfte.

Ralf Loos hielt zur Buchvorstellung eine viel beachtete Rede.

Zu den kostbarsten Dingen unseres menschlichen Daseins zählen Zeit und Gesundheit. Mit beiden gehen wir geradezu gedankenlos um. Wie wertvoll beides ist, merkt man erst, wenn man sie nicht mehr hat.  Oft ist es dann zu spät.

Wie wertvoll Zeit und Gesundheit ist, weiß der Patient, der von seinem Arzt die Diagnose bekommen hat:  er oder sie habe nur noch eine bestimmte Zeit zu leben. Wir alle haben nur noch eine bestimmte Zeit zu leben. Und trotzdem gehen wir mit der Zeit um, als hätten wir davon genug. Das gleiche kann zum Thema Gesundheit gesagt werden. Wir beachten unsere Gesundheit und unseren Körper erst, wenn sich Mängel in Form von Schmerzen oder Krankheiten zeigen. Und was haben wir im Vorfeld für unseren Körper getan bzw. was haben wir ihm angetan? Ein kurzes Beispiel: Wir Menschen haben kein Problem,  für einen Liter Motorenöl  zehn Euro auszugeben, aber bei Salatöl hält man vor dem Regal inne und sucht das billigste  aus.  Sie merken, worauf ich hinaus will: Für den Motor des Autos kann es nicht gut genug und teuer genug sein, für den eigenen Körper hingegen nicht billig genug –  billig vom Geld her betrachtet, wie auch billig bezüglich der Qualität.

Damit komme ich zurück zum Götzentum. Wir verehren die falschen Götter:  Autos und Lebenszeitfresser wie Facebook, WhatsApp, Instagram und dergleichen. Einige werden jetzt fragen, inwiefern Facebook, WhatsApp und Instagram mit Göttern gleichgesetzt werden können. Hierauf möchte ich mit einer mathematischen Betrachtung antworten:  Der Durchschnittsmensch braucht  sieben bis acht Stunden Schlaf, davon zwei Stunden für Essen und Pausen, zwei Stunden für beruflich bedingte Fahrten und Besorgungsfahrten, acht Stunden für Arbeit bzw. Schule und Hausaufgaben, vier Stunden bleiben zur freien Verfügung.

Wieviel Zeit wendet der moderne Mensch für soziale Medien auf? Lassen Sie mich folgenden Beitrag des NDR zitieren, der sich auf die Nutzung von Fernsehen, Radio und Internet bezieht: „Die Mediennutzung ist seit Jahren hoch. Fernsehen ist am populärsten. Nur die 14- bis 29-Jährigen nutzen das Internet deutlich häufiger als ihren Fernseher. Im Schnitt sehen die Menschen jeden Tag mehr als dreieinhalb Stunden fern, hören rund drei Stunden Radio und surfen nahezu zweieinhalb Stunden im Internet.“ Wenn Menschen einen hohen Anteil ihrer freien Lebenszeit für Fernsehen, Radio und Internet und soziale Medien aufwenden, zeigt es, von welcher „Wichtigkeit“ diese Tätigkeiten sind und wieviel Lebenszeit die Menschen hierfür aufwenden. Nicht nur, dass wir unsere Lebenszeit für solche Dinge aufwenden, obendrein vernachlässigen darüber unsere Lebensgrundlage, nämlich unseren Planeten ERDE.

Vor kurzem sah ich ein Schild auf dem stand: „Früher hatten wir auch soziale Medien – wir nannten es: draußen!“ Wir leben in einer Zeit, in der wir fälschlicherweise meinen, dass praktische Dinge uns glücklicher machen. Lassen Sie mich diese Aussage an einem Beispiel erläutern:Berglifte sind ungemein praktisch, denn sie bringen uns schnell und ohne Anstrengung auf den Berggipfel, wo wir eine wunderbare Aussicht genießen können. Der Wanderer, der den gleichen Gipfel zu Fuß erklimmt, hat genau die gleiche Aussicht – nur, wer macht die intensivere Erfahrung ?

Damit komme ich zu Robert Prosiegels Buch zurück und zur Fähigkeit, die richtigen und die wichtigen Fragen zu stellen. Ich verwende zwei Adjektive: Richtig und wichtig! Eine Frage kann durchaus richtig sein, aber sie kann total unwichtig sein. Eine Antwort auf die Frage, wie unterscheide ich das Wichtige vom Unwichtigen, kann ich mit einem Wort geben: Klarheit.

Die Komplexität unseres Lebens und der Lebensabläufe verhindert, dass wir eine klare Sicht auf die Dinge haben. Zudem ist es häufig nicht gewollt, dass Klarheit herrscht. Daran haben Lobbyisten und Politiker oft kein Interesse. Wie sonst könnte es sein, dass ein Gift namens Glyphosat als Pflanzenschutzmittel bezeichnet wird?

Lieber Robert, Dein Buch stellt die richtigen Fragen. Aus diesem Grund ist es ein ungemein wichtiges Buch zur rechten Zeit, denn Du zeigst mit dem Finger auf Fakten und Zustände, die wir inzwischen hingenommen haben, ohne sie zu hinterfragen. Du rüttelst wach, manchmal auf die unangenehme Art, denn man muss auch sich selbst und seine eigenen Lebensgewohnheiten und sein eigenes Konsumverhalten hinterfragen.

Sich selbst zu hinterfragen, kann zuweilen sehr unangenehm sein. Damit komme ich zum Autor Robert Prosiegel selbst. Alle, die Dich persönlich kennen, wissen, was für ein überaus liebenswerter Zeitgenosse Du bist  – und Du bist ein Visionär. Auch diejenigen, die Dich nicht persönlich kennen, können sich problemlos ein Bild von Dir und Deinen gesamtheitlichen Denkansätzen machen. In vielen Zeitungen und anderen Publikationen sind Artikel über Dich und das Tierwohl und das Wachrütteln gegen billigen und zugleich schädlichen Konsum zu finden. Auch auf Youtube finden sich Beiträge von Dir.

Robert Prosiegel ist ein Visionär – und Visionäre sind schon per Definition ihrer Zeit voraus. Das hat zur Folge, dass sie oft als Spinner abgetan und belächelt werden. Daher langt es nicht, nur Visionär zu sein. Der erfolgreiche Visionär muss auch eine Persönlichkeit sein, die Vertrauen genießt und Durchhaltevermögen hat, um seine Vision seinen Mitmenschen zugänglich zu machen und zu vermitteln. Dass Robert Prosiegel nicht nur Buchautor und Visionär, sondern auch Verfechter des Tierwohls und leidenschaftlicher Umweltaktivist ist, hat er über viele Jahre bewiesen. Dass er auch eine unerschütterlicher Zuversicht in eigener Sache besitzt, hat er über die vergangenen Monate allen gezeigt.

Bei Deiner Krankheit ging es um Leben oder Tod – auch hier kanntest Du kein Zaudern oder Zögern, sondern hast Dich dieser lebensbedrohlichen Herausforderung gestellt – mit aller Bestimmtheit und mit aller Klarheit. Dein Überlebenskampf beschränkte sich nicht nur auf Dich, sondern auch auf Deine liebe Frau mit ihren gesundheitlichen Problemen. Es ist ein weiterer schwerer Kampf, den Du mit Deiner lieben Frau teilst. Ich wünsche, dass Du  mit Deinem Buch die Herzen und Köpfe unserer Mitmenschen gewinnst, mit dem Ziel, dem Leben und unserer Natur mit mehr Bewusstsein,  mehr Fürsorge und  mehr Liebe zu begegnen.

Soweit die Rede von Ralf Loos.

Die Frau, die das Buchprojekt wesentlich mitgetragen und betreut hat, ist die in Gunzenhausen geborene und in Meinheim aufgewachsene Autorin Stephanie Palm. Sie lebt seit rund vierzig Jahren in München und hat etliche Sachbücher und Kurzgeschichten geschrieben.   Durch das wieder Aufleben des Kontaktes ergab es sich, dass Stephanie Palm die Federführung bei diesem Buchprojekt übernahm.   Ohne Frau Palm und ihrem Projektteam wäre die Realisierung dieses Buches in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen.

In einem Interview mit Stephanie Palm äußerte sich Robert Prosiegel in entspannter Haltung auf dem AIZ-Sofa über sein bisheriges Leben, das nicht frei war von „Prüfungen“. Dank einer Stammzellenoperation sieht er jetzt ganz zuversichtlich nach vorn. Der Gedanke, ein Buch zu schreiben, ist ihm übrigens nachts um Drei gekommen. Und er will eine Stiftung gründen. Man darf vermuten: „Klarheit? Brauchen wir das?“ ist nicht sein letztes Buch mit dem er die Menschen zum Nachdenken anregen will.

WERNER FALK

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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