Gigantisches Interesse an Mühlen

Dr. Daniel Schönwald referierte in Gunzenhausen

Die Hühnermühle. Das zweite Haus von links steht noch, das Walmdachhaus  im Vordergrund ist im Überleiter verschwunden. Foto: Archiv Friedrich Kolb

Die Mühlen im Brombachtal – sie sind Geschichte. Zwölf von ihnen hat es gegeben, übrig geblieben ist nur die Mandlesmühle. Sie ist heute das Informationszentrum für das Fränkische Seenland, in dem das der eher technische Begriff „Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet“  umfassend erklärt wird.  Die anderen leben im Bewusstsein der Menschen von heute  nur noch in der Erinnerung, und vielfach nicht einmal mehr das, denn die jungen Leute haben keine Vorstellung mehr von der einstigen Mühlenlandschaft im Brombachtal.

Sie in Erinnerung zu rufen, das war die Intention des Vereins für Heimatkunde Gunzenhasuen in Verbindung mit dem Kalbensteinberger Historiker Dr. Daniel Schönwald. Das Interesse an den Verhältnissen vor dem Bau der Seen ist offenbar gigantisch. Waren schon bei einer Veranstaltung in Absberg an die 100 Zuhörer versammelt, so quetschen sich 90 Interessierte in die „Seeadlerstuben“ des Gunzenhäuser Gasthofes „Adlerbräu“, weitere 50 mussten abgewiesen werden. Sie können jetzt auf eine Wiederholung des Vortrags in Gräfensteinberg hoffen.

Unter den Gästen weilten etliche Angehörige von früheren Mühlenbesitzern und viele Menschen aus dem Absberger Umland, denen die Thematik bestens vertraut ist. Wie Dr. Daniel Schönwald bemerkte, sind Basis für seine eigenen Forschungen das Mühlen-Büchlein (Walter Hahns 1976/Hauptlehrer Graf). Er bezieht sich auf die Kirchenbücher von Absberg und Thannhausen, teils auch von Fünfbronn und Gräfensteinberg.

Interessant ist, dass bis 1812 die Sägmühle (bei Enderndorf) und die Birkenmühle (wie vermutlich auch Öfeleinsmühle) nach Thannhausen eingepfarrt waren, der Rest evangelischerseits nach Absberg Sogar die Belzmühle, die in den oft zitierten Listen nicht auftaucht,  gehörte bis 1880 kirchlich nach Absberg, dann erst nach Pleinfeld. Die unteren Brombachmühlen  waren in der Regel katholisch, aber katholische Kirchenbücher konnte Dr. Schönwald nicht heranziehen. Das soll Gegenstand einer weiteren Forschungsarbeit sein.

Anhand der Häuserchronik konnte der Vortragende die Besitzverhältnisse der Mühlen darstellen. Auffällig ist, dass viele Mühlen offenbar zuvor den Rittern von Absberg gehörten, dann aber nach und nach an den Deutschen Orden verkauft wurden. Beispiele: 1309 Verkauf der Öfeleins- und der Scheermühle  und 1310 der Neumühle , 1398 Beutelmühle, Furthmühle und Hühnermühle,  Birkenmühle 1474 Tausch, Grafenmühle 1397, Griesmühle 1503, Langweidmühle (war schon 1536 beim DO), Mandlesmühle (erstmals 1315 Verleihung durch Bischof von Eichstätt,noch 1801 Teil des eichstättischen Pfleg- und Kastenamts Sandsee), Mäusleinsmühle (1398 ),  Sägmühle (zuerst Fütterer 1538, 1586 Düll/Thill (genannt Hack von Suhl) geerbt, 1649 an Haller, 1673 dann an Harsdörffer), Belzmühle  (schon 1897 abgebrochen).

In den Archivalien tauchen immer wieder die Familien Walter, Bögel, Seybold und Rupp als richtiggehende Müllerdynastien auf. In der achten Generation sind die Walters als Mühlenbesitzer zu nennen. Als letzter Repräsentant ist Altbürgermeister Friedrich Walter von Absberg zu nennen.

Dr. Schönwald will seine Forschung gegebenenfalls ergänzen und veröffentlichen. Wie Vorsitzender Werner Falk bekräftigte, wäre dies ein bedeutender Gewinn für die Heimatforschung, ebenso die systematische Archivierung des Film- und Bildmaterials von Friedrich Kolb, der einen historischen Schatz aufbewahrt. Seine Kurzfilme von den einstigen Mühlen sowie der Mühlstraße können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Gäste des Vortragsabends konnten so einen Eindruck von den Verhältnissen vor über vierzig Jahren erfahren.

wfa

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