„Max radelt“ in das Wiesethtal

Tour auf dem Radweg 7 führt in den Westen des Fränkischen Seenlands

Das Fränkische Seenland ist eine ideale Ferienregion für die Radler. Es gibt keine großen Steigungen, in der Regel  gut ausgebaute und markierte Radwege und  verständliche Radwanderkarten.  „Max radelt“ ist eine Serie des Altmühl-Boten. Der Autor ist heute auf dem Radweg 7 unterwegs, den der Zweckverband Altmühlsee ausgewiesen hat.

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In Wiesethbruck lohnt es sich einen Abstecher zur nahen Kräutlein-Mühle zu machen. Hier gibt es einen attraktiven Selbstvermarkter-Laden mit allerhand Produkten aus der Region.

Eigentlich bin ich versucht, von einer Feierabendtour zu reden, als ich die Karte für den Radweg 7 anschaue. Gerade einmal 18 Kilometer lang ist er. Den sitze ich ja auf einem Backen ab! Aber ich ignorierte zunächst den langen Anmarschweg von Gunzenhausen aus – und den Rückweg. Also bringt mich „die beste Ehefrau von allen“ nach Arberg, dem offiziellen Ausgangspunkt. Munter und in der Erwartung  einer kurzen Runde mache ich mich auf den Weg.

Schon am Kriegerdenkmal Arberg, also in der Ortsmitte, werde ich von einem 7er-Schildchen begrüßt und das stimmt mich schon einmal glücklich.  Der ganze Weg ist übrigens gut beschildert, aber einige Verbesserungsvorschläge habe ich dennoch. Den ersten schon nach kurzer Strecke, als ich an der Reiser-Kapelle stehe. Ein grünes allgemeines Radlersymbol zeigt mir den Weg nach rechts, aber die Karte rät mir, geradeaus zu fahren. Das empfinde ich als irritierend. Aber inzwischen kenne ich ja die Formel, wonach im Zweifelsfall immer geradeaus zu fahren ist, wenn das konkrete Nummernschild fehlt. Also radle ich dem Biotop Ellenbach entgegen. Hier begrüßt mich die Herbstzeitlose. Das 26000 Quadratmeter große Gebiet, das vom Bund Naturschutz „verwaltet“ wird, ist ein Rückzugsgebiet für allerlei Kleintiere. Der Informationstafel entnehme ich auch, dass hier im Wiesethtal der Biber seinen Lebensraum hat.

Ich komme zur Burgstallmühle, schaue nicht auf die Karte, sondern folge dem allgemeinen grünen Radlersymbol nach links, das mich nach Heinersdorf führt. Dort bewundere ich die schöne alte Wirtshausaufschrift „Gasthaus v. Karl Tremel“. Als ich leicht verunsichert auf den Plan schaue, korrigiere ich meine Route und fahre zurück, um über die Wiesethbrücke nach Voggendorf zu kommen. Ein einziges 7er-Täfelchen hätte genügt, um mir diesen Umweg zu ersparen.

Voggendorf hält mich länger fest, als ich gedacht habe. Mir gefällt der schön gestaltete Dorfplatz mit einer großen Bank unter dem Baum, einem Naturteich  – und einem „Informationszentrum“. Hier ist offenbar der Handy-Empfang am besten, denn im Stehen telefonieren zwei junge Frauen. Die Schrifttafeln verraten mir, dass Voggendorf von 1946 bis 1958 ein Flüchtlingslager war, hauptsächlich für Vertriebene aus Schlesien und Ostpreußen. An die 1000 Menschen hatten hier in neun hölzernen Wohnbaracken (sogar mit Schule und Kirche) eine erste Aufnahme gefunden.  Bis 1970 standen letzten Reste, dann hat man die Holzkirche abgebrochen, die zuletzt noch als „Rathaus“ gedient hatte.  Über diese Zeit hat Manfred Lechner eine Chronik verfasst, die im Heimatbuch nachzulesen ist. Am Dorfplatz stechen mir die verdunkelten Fenster des Vereinsheims des Ansbacher „MC Gremium“ ins Auge.

In Wiesethbruck, besser gesagt am Ortsausgang, verlässt mich ein zweites Mal das sichere Routengefühl, denn wieder geht die Teerstraße geradeaus und zugleich zeigt ein grünes Radlersymbol nach rechts (in Richtung Taugenroth). Nun bin ich klüger und ziehe einfach durch. Auf der abfälligen Strecke erfreut sich mein Blick an der Silhouette von Ornbau mit seinen Türmen. Die Mörlacher lassen mir zu Ehren die Glocken läuten. Es ist 12 Uhr und ich halte am schön gestalteten Dorfplatz inne. Hier informiert eine große Tafel über die touristischen Besonderheiten (Mühlen-, Limes- und Bischofsweg), aber auch über die Wirtshäuser in der näheren Umgebung.  Wenngleich ich mir diesbezüglich eine gewisse Zuständigkeit zuschreibe, so will ich mich nicht zum Bierchen niederlassen, sondern mache einen kurzen Schwenk durch das Dorf. Die Häuser sind schön geschmückt. Das Schild „Zu verkaufen“ fällt mir auf. Freiwerdende Anwesen sind aber keine Mörlacher Besonderheit, denn diese Erscheinung ist praktisch überall feststellbar.

Über Haag erreiche ich Oberndorf und sehe das „Dorfzentrum“, einen umgerüsteten Bauwagen. Gleich danach und nahe an der Altmühl flankiert ein Damhirschgehege meinen Weg. Der Schrottplatz ist nicht eben eine Zierde, aber dafür glänzt ein moderner Zimmereibetrieb. Der Schotterweg bringt mich nach Ornbau. Noch einmal präsentiert sich mir die Silhouette der Stadt mit ihrer schönen mittelalterlichen Befestigung. Ich lasse den Ort aber links liegen und radle nach Gern zum Seezentrum. Gerne würde ich nach der vielgelobten Kiosk-Restauration einen Orientierungshinweis haben, aber selbst an der Brücke finde ich kein 7er-Schild. Ich schaue auf die Karte und kürze ab, indem ich die Staatsstraße 2411 überquere und in den allgemeinen Radweg nach Arberg einfädele. Hier passiere ich eine riesige Biogasanlage, auf der von mächtigen Schleppern gezogene große Anhänger pausenlos an- und abfahren. Ich habe längst keinen romantisierenden Blick mehr auf die Landwirtschaft. Ich denke mir: So sieht wohl die bäuerliche Zukunft aus!

Weil ich den Weg nach Arberg bestens kenne, kürze ich den Heimweg ab und komme durch Unterschönau nach Gothendorf und Mörsach. So, jetzt hat mich der Altmühlsee wieder!

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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