Hochwasserschutz: „Versagensgefährdung“ ist hoch

Mobile Systeme werden nicht anerkannt

Die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung hält nichts von den mobilen Systemen zur Abwehr von Hochwasser. Wie Amtschef Arndt Bock und Bauoberrat Michael Müller vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach am Mittwoch gegenüber den Stadträten von Gunzenhausen erklärten, seien die Systeme nicht überströmungssicher, die „Versagensgefährdung“ sei folglich hoch. Mit ihnen sei nur in einem kurzzeitig gefristeten und räumlich eingegrenzten Fall Hochwasser abzuhalten, keinesfalls sei mit ihnen ein planmäßiger Hochwasserschutz gegeben. Außerdem würden die mobilen Systeme, die hauptsächlich in Ostdeutschland bekannt sind, in Bayern nicht bezuschusst.

Die beiden Vertreter der Wasserwirtschaftsverwaltung erklärten die Konzeption, die jetzt in das rechtliche Verfahren geht. Es sieht vor, die Gunzenhäuser Altstadt im Westen mit einer Schutzmauer vor möglichen Hochwasserfluten zu schützen, die teilweise 1,40 Meter hoch sein wird. In einigen Abschnitten (ingesamt 100 von 600 Metern) sollen mobile Teile eingesetzt werden können. In diesen Bereichen ist von eienr 35-40 Zentimeter hohen Mauer oder Anböschung die Rede. Wie Michael Müller bemerkte, belaufe sich die kürzeste Vorlaufzeit in einem Hochwasserfall vier Stunden. In dieser Zeit müssen die mobilen Elemente eingebaut werden.

Jetzt geht das Verfahren weiter. Der Hochwasserschutz soll in die Freiraumgestaltung der Altmühlpromenade integriert werden. Die Kosten teilen sich die Stadt und der Staat. Gegen fünf Stimmen (Peter Schnell, Helga Betz von den Grünen, Werner Falk von der FDP und Erika Gruber sowie Gerald Brenner von der CSU) votierte der Stadtrat dafür, das Verfahren im Sinne der Planung des Wasserwirtschaftsamts und der Stadt voranzutreiben. Es soll einen „Runden Tisch“ geben, zu dem auch die ISEK-Arbeitsgruppe hinzugezogen wird.

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6 Thoughts on “Hochwasserschutz: „Versagensgefährdung“ ist hoch

  1. Hans Schad on 7. Mai 2015 at 9:54 said:

    Guten Morgen Werner! Vielen Dank für Deine Reports. Zum Thema mobiler Hochwasserschutz hätte ich folgendes anzumerken: Nach meinem Wissensstand kamen die Überflutungen am Marktplatz durch Starkregen nicht ursprünglich von der Altmühl, sondern vom Kanalsystem!
    Gunzenhausen hat halt eine gewisse Hanglage vom Burgstall bis zur Altmühl. Dass dann bei Starkregen das Kanalsystem die Regenwassermenge – die dann mit Wucht von den oben gelegenen
    Straßenzügen kommt – nicht fassen kann, ist fast normal. Dass es dabei am Marktplatz die Kanaldeckel hebt und das Wasser herausschießt und den Marktplatz flutet, ist auch durch eine Staumauer oder ein flexibles Dämmsystem nicht zu beseitigen.
    Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass das flexible System schon funktioniert – vor allem dann, wenn man im Verlegebereich die Erdunebenheiten planiert.

    MfG, Hans

    • Werner Falk on 1. Juni 2015 at 16:03 said:

      Lieber Hans, die Binnenentwässerung ist nicht strittig. Sie wird von allen Fraktionen des Stadtrats angestrebt. Ich bin gegen die vorliegende Planung des Wasserwirtschaftsamts, weil sie unsere Altmühlaue zerstört. Daran kann auch die Freiraumgestaltung nicht mehr viel ändern. Die Altmühlaue, die uns doch ans Herz gewachsen ist, wird danach nicht mehr wiederzuerkennen sein. Das traue ich mir heute schon vorherzusagen. Viele Grüße Werner

  2. Hallo Herr Falk, meine Meinung kennen Sie als Antwort auf die Einladung zu IHREM Talk. Der
    v.g. Bericht zeigt, dass viel geredet, nichts konkretes am Tisch liegt. Wie hoch sind die Kosten und
    wer zahlt was? Entscheidend müssen nicht jene sein, die sehr viel über nichts wissen, sondern ein
    umfangreich aufgeklärter Bürger, welcher die Zeche bezahlt und nach freier Abstimmung das
    Projekt will oder eben nicht. Wie viele Bürger haben Vorteile?

    Gruß H.März

    • Werner Falk on 1. Juni 2015 at 16:08 said:

      Lieber Herr März, die Kosten sind bekannt. Runfd 1,2 Millionen Euro werden derzeit genannt, von denen die Stadt und der Staat je die Hälfte übernehmen. Die Stadt kann ihren Anteil mit einem Zuschuss finanzieren, so dass auf dem Stadtsäckel rund 400000 Euro an Kosten verblieben. Mir geht es aber gar nicht um die Kosten (die viel wichtigere Binnenentwässerung kostet 4,5 Millionen Euro), sondern um die Ästhetik der Landschaft. Die Altmühlpromenade ist mit das Schöneste, was die Stadt zuö bieten hat. Sie soll nicht zerstört werden. Ich glaube nicht, dass die Freiraumgestaltung die Beeinträchtigung des Landschaftsbilds durch die Staumauer voll und ganz kaschieren kann. Wir werden unsere westliche Stadtansicht danach nicht wieder erkennen. Diese Befürchtung habe ich. Viele Grüße Werner Falk

  3. Hannfried Reinhardt on 9. Juni 2015 at 11:04 said:

    Lieber Werner Falk, als Ureinwohner und vom Hochwasser Betroffener und Bedrohter in der Spitalstraße wohnend bin ich der Meinung dass die Schutzmauer unnötig ist und ausser einer Verschandelung der Altmühlauen nichts bringt. Den Befürwortern und Entscheidungsträgern empfehle ich sich im Internet die Seite des Hochwasernachrichtendienstes anzuschauen:
    http://www.hnd.bayern.de unter dem Pegel Aha sind die historischen Hochwassermarken zu sehen.
    In den vergangenen 40 Jahren wurde der Pegel Aha mit 360 cm nur ca. 7 mal überschritten, d.h. die Überflutung reichte bis an die Bebauung in Gunzenhausen. Der höchste Abfluss bei einem Pegelstand von 379 cm und 155 m³/s Abfluss wurde am 17.3.1988 erreicht. Seitdem wurde dieser Pegel nicht mehr überschritten.
    Wie bereits in den anderen Kommentaren zu lesen ist, muß der Binnenentwässerung Vorrang eingeräumt werden. Wenn der Marktplatz unter Wasser steht liegt es sicher nicht am Hochwasser der Altmühl sondern an den zunehmenden Starkregenfällen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hannfried Reinhardt

    • Werner Falk on 19. Juni 2015 at 22:42 said:

      Lieber Hannfried, das ist auch meine Meinung. Vielen Dank für die Daten. Ich werde Sie in die politische Diskussion einbringen. Gruß Werner

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