Des Bieres wegen heuer nach Pilsen

Die europäische Kulturhaupstadt 2015 – „Bierland Pilsen“ im ars vivendi-Verlag erschienen

Mit dem Titel „Kulturhauptstadt Europas“ darf sich heuer das tschechisch Pilsen schmücken. Die Stadt verdankt ihr Image dem weltbekannten „Pilsner Urquell“, das seit 1842 gebraut wird, ferner den Skoda-Werken, die dort ihren Sitz haben.
Rechtzeitig bevor der große Besucherstrom gegen Osten einsetzt hat der Cadolzburger „ars vivendi“-Verlag den Bier- und Reiseführer „Bierreise Pilsen“ herausgebracht, der die Bierregion vorstellt und zudem viele Tipps zu Sehenswürdigkeiten gibt, denn auch abseits der „Bierroute“ lässt sich viel entdecken.
Einst hat es an die 1000 Brauereien in Tschechien gegeben, bis zum Zweiten Weltkrieg waren es immerhin noch 340, davon an die 30 allein in Pilsen. Die Kommunisten bügelten schließlich alles glatt. Übrig geblieben sind die große „Pilsner Urquell“-Braustätte, die seit 1999 im Besitz der englischen Braukonzerns SAB Miller ist. Daneben gibt es noch vier KleinbrauereienBierland Pilsen.indd in der Stadt. Die aber haben es in sich. Sie brauen nämlich äußerst kreativ, natürlich mit Wasser, Hopfen, Hefe und Malz, aber nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot. Erlaubt sind allerlei Fruchtzusätze, die eines bewirken: kein Bier schmeckt wie das andere. Gerade in den letzten zehn Jahren sind in der Region Pilsen die handwerklichen Kleinbrauereien wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie sind in ihrer Kreativität ganz besessen.
Mit 160 Liter Bier im Jahr sind die Tschechen ganz klar die Weltmeister im Bierkonsum (die Deutschen sind auf 110 Liter abgesunken). Am häufigsten trinken die Nachbarn das „Lezak“, ein helles, halbdunkles und dunkles Lagerbier. Sogar obergäriges Weizenbier wird gebraut. Eigentlich ist Pilsen die Brutstätte des untergärigen Bieres. Die experimentierfreudigen jungen Brauer kippen auch den Spalter Aromahopfen in den Sud, aber natürlich hat der heimatliche Saazer Hopfen den Vorrang. Bei aller Trinkfreudigkeit müssen sich die Tschechen zurückhalten, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind, denn im ganzen Land gilt die 0,0-Promillegrenze.
Der Untergrund der europäischen Kulturhauptstadt besteht seit dem Mittelalter aus einem 20 Kilometer langen, verzweigten Netz von Gängen mit über tausend Brunnen. Sie sind zum Teil heute noch begehbar. Wie gesagt: auf ihr Bier halten die Pilsener etwas. Es verwundert daher nicht, dass sie 1838 die Keller der Brauereien stürmten und gegen die schlechte Qualität protestierten. Sie kippten die Plörre kurzerhand auf die Straße. Den Stammvater des „Pilsner Urquells“, den bayerischen Lohnbrauer Josef Groll hatten sie ganz gewiss nicht auf der „Latte“, denn er sorgte für Qualität und den guten Ruf des Gerstensafts, der bis heute anhält.
„Na Spilce“ heißt das größte Bierlokals Böhmens. 550 Zecher finden dort Platz. Viele Lokale und Restaurants in der Stadt und der Nachbarschaft sind in den letzten Jahren entstanden. Eines der bekanntesten ist das von Petr Petruzaleks in Dobrany. Er steht für die neue Generation der innovativen Brauer. Und er weiß sich professionell zu vermarkten. Beispielsweise ist er am 5. März um 19 Uhr im Bamberger „Cafe Abseits“, um sich den fränkischen Bierliebhabern zu stellen. Seine Brauerei ist auch Station einer zweitägigen Bierreise, die von „bierreise-pilsen.de“ angeboten wird (1./2. Mai sowie 26./27. September). Dabei führen Experten zu fünf Brauereien, bei denen die Teilnehmer jeweils acht Sorten (in 0,1-Liter-Reagenzgläschen) testen.

Martin Droschke, Elmar Tannert: „Bierland Pilsen – Brauereien und Sehenswürdigkeiten im Westen Böhmens“; ars vivendi-Verlag, 220 Seiten, 14,90 Euro (ISBN 978-3869134772).

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